Studien
 
Die Besiedlung des Roten Rains von Huzenbach im 18. Jahrhundert (Teil 3):
Die Niederlassungen der Taglöhner
 
Im 18. Jahrhundert wurden im Roten Rain, wie wir in der Einleitung (Teil 1) gesehen haben, sechs Taglöhnerhäuser errichtet. Das wahrscheinlich erste, um 1753 erbaut, war das Haus mit der alten Nummer 6 von Johann Martin Pfeifflin. Das vorläufig letzte, ein Doppelhaus mit den Nummern 11 und 11½, entstand möglicherweise schon um 1785, mit Sicherheit aber vor 1807. In diesem Teil der Studie werden nun die sechs Taglöhnerhäuser in der Reihenfolge ihrer belegten oder vermuteten Errichtung vorgestellt.
 
Johann Martin Pfeifflin (Haus 6)
 
Johann (Hans) Martin Pfeifflin (1711 - 1790, F 666) ist der Sohn des ersten Pfeiflesbauern, Hans Michael Pfeifflin (F 799). Beim Tod des Vaters, 1731, ist Johann Martin 20 Jahre alt und noch unverheiratet. So geht der Hof an den älteren Bruder Johannes Pfeifflin (1702 - 1744, F 603). Vielleicht lebt Johann Martin zunächst auf dem Hof des Bruders. 1746 heiratet er Anna Maria Frey (1718 - 1782) aus Schwarzenberg (LI), und 1753 erhält er die Erlaubnis, im Roten Rain, wo er zugleich drei Viertel (Morgen) Land erwirbt, ein Haus zu bauen (Beilagerbuch; XXXVI). Damit wird Johann Martin Pfeifflin wahrscheinlich der erste Siedler im Roten Rain.

Die nicht sehr genaue Lagebeschreibung des erworbenen Feldstücks lässt sich mit Hilfe der Flurkarten und des Katasters aus der Zeit um 1840 präzisieren (Karte). Dem Beilagerbuch entnehmen wir, dass das erworbene Feldstück von drei Vierteln "zwischen Johannes Braunen Lehenguth und der Closters Allmand liegt, vornen aber auff besagte Allmand, und hinten an Peter Waaren stoßet". Johannes Braun (F 432) verfügt nach dem frühen Tod des Johannes Pfeifflin als zweiter Mann der Witwe über den Pfeiflesbauernhof. Zu dessen Grundbesitz gehört eine große Parzelle, deren Grenze südlich des Holdersbachs liegt und diesem in einem Abstand von ungefähr 50 m folgt. Jenseits dieser Grenze entsteht neues Land im Roten Rain, darunter auch das Feldstück von Johann Martin Pfeifflin, das um 1840 die Parzellennummer 31 trägt. Die große Parzelle des Pfeiflesbauern hat die Nummer 29 und liegt im Norden, das (kleine) Feld des Johann Peter Wahr liegt im Westen ("hinten") und hat die Nummer 32. Im Osten und Süden, wo später die große Parzelle 59 der Familie Wahr entsteht, ist im Jahr 1753 noch die Allmand. Nach der Abspaltung des Lochbauernhofs vom Pfeiflesbauernhof um das Jahr 1790 zählt die Parzelle 29 zum Besitz des neuen Hofes. Dieser trägt auf den alten Flurkarten die Nummer 4.

Die Parzelle 31 ist mit gut einem Morgen größer als nach dem Beilagerbuch erwartet, aber auch schon 1769 im "Tabellarischen Verzeichnis" (XXXI) wird der Landbesitz des Johann Martin Pfeifflin mit fünf Vierteln angegeben: vielleicht hat er zwischen 1753 und 1769 noch einmal Land gekauft (ein entsprechendes Dokument fehlt allerdings bisher). Auf der Parzelle 31 steht um 1840 ein Haus mit der Nummer 6. Dieses Haus ist im Besitz des Webers Gabriel Armbruster (LII), der Dorothea Pfeifle (so die Schreibweise des Namens um 1840) und nach deren frühem Tod ihre Schwester Maria Magdalena geheiratet hat. Die Schwestern sind Urenkelinnen des Johann Martin Pfeifflin (LI). Es ist natürlich nicht sicher, dass das Haus um 1840 noch das vom Urgroßvater gebaute ist. Doch mögen zumindest der Standort und die Ausrichtung, aber vielleicht auch noch wesentliche Teile auf den alten Pfeifflin zurückgehen.

Das Gebäude mit der Nummer 6 besteht aus einem Wohnhaus mit einer Grundfläche von 96 qm (11,7 Ruten), einer Scheuer mit 28 qm (3,4 Ruten) und einem angehängten Holzschopf mit 25 qm (3,0 Ruten) im Südwesten. Unmittelbar davor liegt als Teil der Parzelle 31 ein Gemüsegarten von 102 qm (12,4 Ruten), dem sich nach Nordwesten eine große Baumwiese anschließt (LII). Einen Rest des Gartens und die Baumwiese finden wir noch heute (Foto).

Jenseits des Weges auf der Parzelle 60 befand sich ein Backofen, der gemeinsam mit dem Haus 9 genutzt wurde. Der Viehbestand eines Taglöhners kann natürlich nicht groß sein: 1769 besitzt Johann Martin Pfeifflin daher lediglich ein Stück "Horn- und Rindvieh", wahrscheinlich eine Kuh (XXXI).

Nun zu den Bewohnern des Hauses: 1780, als das erste Seelenregister (LI) aufgestellt wird, leben dort

  • der Erbauer und Besitzer des Hauses, Johann Martin Pfeifflin, und seine Frau Anna Maria;
  • sein Sohn Johann Martin (1750 - 1817, F 898), seit 1777 verheiratet mit Maria Magdalena Berger (1754 - 1809) aus Besenfeld, noch ohne Kinder;
  • seine Tochter Eva (1754 - 1801) mit zwei unehelichen Kindern - sie wird 1786 Johann Georg Fahrner (1762 - 1814, F 900) heiraten (Haus 11 ½).

Johann Martin Pfeiflen, der Sohn, hat neun Kinder, von denen jedoch nur drei erwachsen werden:

  • Johannes, der den väterlichen Besitz erben wird;
  • Johann Martin, der - wie das Familienregister vermerkt - nach "Ichenheim bei Lahr" heiratet;
  • Maria Magdalena, die ledig bleibt und 1843 stirbt.

Johannes Pfeiflen (1787 - 1830) ist seit 1811 verheiratet mit Catharina Frey (1789 - 1846), einer Tochter des Oberen Friedersbauern von Huzenbach. Die beiden ältesten Töchter des Ehepaares, Dorothea (1812 - 1841), die früh stirbt, und Maria Magdalena (1815 - 1869) heiraten Gabriel Armbruster (1806 - 1866), den wir als Besitzer des Hauses 6 bereits kennen. Armbruster ist auch im Besitz der Parzelle 54/1 auf dem "Dobelberg", wohl ein Teil der drei Morgen, die Johann Martin Pfeiflen, wahrscheinlich der Sohn, 1789 zusammen mit Johannes Bühler (Haus 10) kaufte (XXXVI). Die benachbarte Parzelle 55 besitzt um 1840 der Taglöhner Andreas Finkbeiner, Nachfolger der Familie Bühler im Roten Rain (LII).

 
Philipp Jacob Bühler (Haus 10)
 
Es ist nicht ganz klar, wann sich der Maurer Philipp Jacob Bühler (1710 - 1778, F 833) im Roten Rain niederließ. Er stammte aus Wälde (Betzweiler) und heiratete schon 1736 Anna Maria Steidinger (geb. 1709) aus Schwarzenberg, und zwar, wie das Ehebuch belegt, in der Schwarzenberger Kirche. Auch die Kinder des Ehepaares sind in Schwarzenberg getauft (LI). Daraus könnte man schließen, dass Philipp Jacob Bühler schon früh, vielleicht schon vor Johann Martin Pfeifflin, im Roten Rain ansässig war. Andererseits begegnet er uns im Beilagerbuch nicht vor 1765, dann allerdings bereits als Hausbesitzer: in diesem Jahr kauft Jacob Bühler "ein Viertel Clösterlichen Allmand Felds, auff dem Rothen Rain, nächst an seinem Hauß ligend" (XXXVI). Aus dem Umstand, dass der Bau dieses Hauses im Beilagerbuch überhaupt nicht registriert wird, könnte man freilich auch den Schluß ziehen, dass das Haus schon vor 1749, also bevor das Beilagerbuch angelegt wurde, gebaut wurde. Das ist durchaus denkbar, und dann wäre Bühlers Haus das älteste im Roten Rain. Gegen diesen Schluss spricht allerdings die Lage des Hauses weit oben im Roten Rain (Karte), die es nicht wahrscheinlich macht, dass es vor dem Haus des Johann Martin Pfeifflin gebaut wurde. Wenn es aber nach dem Haus Pfeifflins, also nach 1753, errichtet wurde, dann bleibt (neben der Frage, weshalb es nicht registriert wurde) die Frage zu klären, wo die Familie Bühler beinahe 20 Jahre gewohnt hat.

Die Familie Bühler ist nicht groß: auf die Geburt des ersten Sohnes Philipp Jacob 1737, der im Alter von zwanzig Jahren durch einen Unfall ums Leben kommt, folgen neun Jahre ohne weitere Geburten (das ist, nebenbei bemerkt, recht außergewöhnlich). Der 1746 geborene Sohn Johannes stirbt schon nach einem Jahr. Der dritte Sohn, 1749 geboren, bekommt ebenfalls den Namen Johannes und wird der Erbe des Hauses. Mehr Kinder werden dem Ehepaar Jacob und Anna Maria Bühler nicht geboren (LI). Die für das 18. Jahrhundert sehr kleine Familie aus drei, maximal vier Personen könnte tatsächlich ohne eigenes Haus ausgekommen sein (wenn nicht der umgekehrte Schluss gilt, dass die Familie wegen des fehlenden Hauses klein blieb). Wo allerdings die Familie wohnte, kann nicht schlüssig beantwortet werden - vielleicht beim Vater der Frau in Schwarzenberg.

Philipp Jacob Bühler stirbt 1778, spätestens in diesem Jahr gehen Haus- und Grundbesitz über an den einzigen Erben, Johannes Bühler (1749 - 1830, F 1019). Er ist seit 1769 verheiratet mit Eva Braun (1744 - 1809) aus Göttelfingen (dazu und zum folgenden Text: LI). Das Ehepaar bekommt zwischen 1771 und 1789 acht Kinder, darunter nicht weniger als sieben Töchter. Von diesen bleiben fünf ledig; eine der jüngeren Töchter, Catharina (1782 - 1846), heiratet 1805 Johannes Pfeiflen (1782 - 1828, F 1035) vom Roten Rain (Haus 5); eine weitere Tochter stirbt früh. Der einzige Sohn, Johann Jacob Bühler (1771 - 1829, F 1160), zugleich das älteste Kind, heiratet 1793 Anna Maria Braun (1764 - 1825) aus Simmersfeld. Das Ehepaar lebt in Huzenbach, wahrscheinlich im Haus des Vaters und Schwiegervaters Johannes Bühler, der beide überlebt. Gleichwohl werden Haus- und Grundbesitz früher oder später auf den Sohn übergegangen sein.

Dem Ehepaar Johann Jacob und Anna Maria Bühler werden sieben Kinder geboren, von denen vier früh sterben. Von den übrigen wissen wir folgendes:

  • Georg Friedrich (1789 - 1854), verheiratet zunächst mit Agatha Armbruster (1805 - 1833) aus Baiersbronn, einer Schwester des Gabriel Armbruster vom Haus 6, und seit 1833 mit Sybilla Henßler (1805 - 1860), finden wir im Kataster aus der Zeit um 1840 als Besitzer des alten Lehenshofes auf dem Huzenberg (LII), der später seinen Namen tragen wird ("Bühlerhof");
  • Michael (1801 - 1867) heiratet 1824 Christina Seidt (1799 - 1866) aus Schönegründ, wohin das Ehepaar 1832 auch zieht;
  • Johannes (1811 - 1860) heiratet 1837 Dorothea Broß (1616 - 1889) in Schönegründ und lebt dort.

Wir haben also um 1840 kein Mitglied mehr der Familie Bühler auf dem angestammten Besitz im Roten Rain. Dieser ist, wie der Kataster ausweist (LII), in Händen des Taglöhners Andreas Finkbeiner (1792 - 1844). Wir haben also zwei Besitzübergänge, die wir kurz beleuchten wollen.

Die alten Besitzer des Hofes auf dem Huzenberg (vgl. dazu auch Teil 2 der Studie "Die Lehenshöfe zu Huzenbach 1600 - 1840"), der gewesene Schultheiß von Huzenbach, Christian Frey und seine Frau Eva Maria, geb. Faißt ziehen 1840 nach Rohrdorf. Dieser Umzug ist sicher der Anlass für die Weitergabe des alten Lehenshofes, der über 150 Jahre im Besitz der Familie Faißt war, an Georg Friedrich Bühler. Weil die Ehepaare Bühler-Henßler und Frey-Faißt nicht verwandt sind, muss der Besitzübergang durch Verkauf und Kauf erfolgt sein. Das gleiche gilt, mangels verwandtschaftlicher Beziehungen, auch für den Übergang des Besitzes der Familie Bühler im Roten Rain auf Andreas Finkbeiner und seine Frau Rosina, geb. Volz (1803 - 1863).

Wie präsentiert sich der Besitz im Roten Rain im Jahr 1840? Das Wohnhaus mit Scheuer, es trägt die Nummer 10, steht auf der Parzelle 46/1, die einen halben Morgen groß ist. Zur Parzelle gehören sowohl eine Baumwiese von fast 600 qm (71,2 Ruten) als auch ein kleiner Gemüsegarten von knapp 60 qm (7,1 Ruten), die unmittelbar vor dem Haus, d.h. im Nordosten des Hauses liegen. Auf der Baumwiese neben dem Weg steht auch ein Backofen (Karte). Das sehr lang gestreckte Hauptgebäude hat eine Länge von ca. 21 m, von der gut die Hälfte auf die Front des Wohnteils, der im Nordwesten liegt, entfällt. Die Breite des Hauses ist dagegen, wenn man zwei kleinere Anbauten (Schweinestall, Holzschopf) außer acht lässt, mit ca. 7,5 m relativ gering. Die Gesamtfläche des Gebäudes beträgt nach dem Kataster 182 qm (22,2 Ruten). Das Haus, das wir heute vorfinden, ist umgebaut (namentlich die Scheuer ist verschwunden) und stark modernisiert, die Ausrichtung und die auffallend lang gestreckte Form sind indes erhalten geblieben (Foto).

Der Grundbesitz der Familie Bühler ist nur schwer rekonstruierbar. Philipp Jacob Bühler erwirbt, wie wir gesehen haben, 1765 ein Viertel Land neben seinem Haus. 1769, im "Tabellarischen Verzeichnis" (XXXI), besitzt er drei Viertel; er hat also 1765 erwartungsgemäß schon Land besessen, wahrscheinlich ebenfalls bei seinem Haus. Für das Jahr 1769 kennen wir auch den Viehbestand: ein Stück "Horn- und Rindvieh" (also wohl die übliche Milchkuh) und ein Schwein. 1770 erwirbt Phililpp Jacob Bühler noch einmal zwei Viertel, auch diese "nächst bey seinem Hauß" (XXXVI). Von diesen insgesamt fünf Vierteln in der Umgebung des Hauses finden wir 1840 nur noch zwei Viertel in den Händen des neuen Besitzers Andreas Finkbeiner (LII). Ähnliches gilt für spätere Landkäufe der Familie Bühler "am Dobelberg" und am Füllenbach.

 
Georg Wunsch (Haus 8)
 
Georg Wunsch (1719 -1768, F 876) ist wahrscheinlich bis zu seinem 40. Lebensjahr Soldat gewesen. Dann, im Jahr 1759, wie G. Frey aus den Inventar- und Teilungsbüchern (XLVIII) ermittelt hat, heiratet er die Margaretha Rath (1719 - 1789) aus Pfalzgrafenweiler. 1765 erhält er zwei Morgen Land im Roten Rain und die Erlaubnis, dort ein Haus zu bauen (XXXVI). Wahrscheinlich ziehen seine Schwester Eva (1716 - 1794) und ihr Mann, der Totengräber Johannes Rothfuß (1707 - 1768, F 875), mit in das neue Haus (vgl. Teil 2). Im Jahr 1768 sterben jedoch beide Männer. Während die Ehe des Georg Wunsch kinderlos geblieben ist, gingen aus der Ehe der Eva Rothfuß nicht weniger als elf Kinder hervor. Die meisten starben jedoch früh. Im Jahr 1780 ("Seelenregister") leben noch vier, zwei davon im Haus der Tante (Margaretha Wunsch): Michael Rothfuß (1742 - 1816, F 1063), seit 1769 verheiratet mit Rosina Wagner (1744 - 1820), und Agatha Rothfuß (1746 - 1794), seit 1776 verheiratet mit Franz Kienzle (1739 - 1786, F 1064). Ferner lebt 1780 als Dienstmagd auf dem Hof des Lehensbauern Michael Faißt ("auf dem Hutzenberg") Rosina Rothfuß (1760 - 1823); im zweiten Seelenregister (1782 - 88) wohnt sie jedoch bei ihrer Mutter und damit wohl auch im Haus der Tante (LI).

Margaretha Wunsch heiratet 1769 ein zweites Mal und zwar den Taglöhner Johann Martin Frey (1725 - 1810, F 962) aus Schwarzenberg. Auch die zweite Ehe der Margaretha, sie ist mittlerweile 50 Jahre alt, bleibt kinderlos. Wahrscheinlich seit 1779, dem Jahr ihrer Hochzeit, wohnt Christina Rath (1757 - 1834) aus Pfalzgrafenweiler mit ihrem Mann Johannes Frey (1745 - 1817, F 905) aus Schwarzenberg im Haus. Sie ist die Nichte der Margaretha und offenbar Erbin des Hauses: ihr Sohn Johann Georg Frey (1783 - 1845), ein Schuster, ist um 1840 alleiniger Besitzer (LII). Doch zurück in das Jahr 1780, in dem die folgenden Personen in einem Haus wohnen (Faksimile):

  • Johann Martin Frey und seine Frau Margaretha,
  • Johannes und Christina Frey mit einem Kind,
  • die Witwe Eva Rothfuß (spätestens 1782 mit Tochter Rosina),
  • Michael und Rosina Rothfuß mit zwei Kindern,
  • Franz und Agatha Kienzle ebenfalls mit zwei Kindern.

Gehen wir nun dem weiteren Schicksal der Bewohner nach (LI):

  • Margaretha Frey, verw. Wunsch, geb. Rath stirbt 1789, der Witwer Johann Martin Frey geht 1791 eine zweite Ehe ein mit Agatha Klingenstein (1738 - 1794) aus Reichenbach. Das Alter der Frau lässt keine Kinder erwarten, so bleibt die kurze Ehe denn auch kinderlos. Der Witwer Johann Martin Frey stirbt ohne leibliche Erben 1810.
  • Eva Rothfuß geb. Wunsch stirbt als Witwe 1794. Ihre Tochter Rosina heiratet 1792 den Taglöhner Matthias Fleig aus Untermusbach, der aber schon 1794 stirbt. Die Witwe heiratet nicht wieder und lebt wohl bis zu ihrem Tod (1823) im Haus der verstorbenen Tante Margaretha Frey.
  • Michael und Rosina Rothfuß haben fünf Kinder, beim Tod der Mutter (1820, der Vater stirbt 1816) leben noch zwei: Dorothea und Maria Magdalena. Dorothea bleibt ledig und stirbt 1839. Maria Magdalena heiratet 1811 den Taglöhner Johann Georg Rueff, beide sterben 1843 in Huzenbach. Die Tochter Maria Magdalena Rueff heiratet 1835 den Küfer Michael Ziefle, mit dem sie in Huzenbach lebt.
  • Franz Kienzle stirbt 1786, die Witwe Agatha heiratet 1787 in zweiter Ehe Johann Michael Gengenbach (F 1065) aus Rohrau. Die zweite Ehe scheint kinderlos geblieben zu sein. Als Agatha 1794 stirbt, leben aus der ersten Ehe noch zwei Kinder: Christian und Johann Adam. Christian, er ist 1781 geboren, finden wir noch im Konfirmandenregister des Jahres 1795 und im alten Familienregister, dort mit dem Hinweis, dass er 1810 nach Blaubeuren geheiratet hat. Johann Adam stirbt 1796 mit elf Jahren im Waisenhaus. Der Stiefvater Johann Michael Gengenbach hat Huzenbach offenbar verlassen: im vierten Seelenregister, 1794 angelegt, ist sein Name gestrichen.
  • Johannes und Christina Frey haben drei Kinder: die Tochter Anna Maria, 1780 geboren, heiratet im Jahr 1800 nach Kälberbronn; Andreas, 1787 geboren, heiratet - wenn ich den Eintrag im Familienbuch richtig lese - nach Grömbach und stirbt 1827; Johann Georg (1783 - 1845) heiratet 1812 Sabina Henßler (1794 - 1855) aus Schwarzenberg und lebt mit seiner Familie in Huzenbach.

Von den Bewohnern des Hauses Wunsch im Jahr 1780 und ihren unmittelbaren Nachkommen leben offenbar noch in Huzenbach Magdalena, die Enkelin des Michael Rothfuß und Ehefrau des Michael Ziefle, sowie Johann Georg Frey und dessen Kinder. Nach dem Kataster aus der Zeit um 1840 besitzen (LII)

  • Johann Georg Frey das Haus mit der Nummer 8 und die Parzelle 49;
  • Michael Ziefle das Haus mit der Nummer 39 und die Parzellen 50 und 51;
  • die Geschwister Johannes und Sabina Frey, Kinder des Johann Georg Frey, das Haus mit der Nummer 42 und die Parzelle 46/2.

Die Parzellen liegen aneinander, die Häuser 8 und 39 (Foto) nebeneinander, das Haus 42 (Foto) ungefähr 150 m entfernt, oben am Westrand der Parzelle 46/2 (Karte).

Das Haus mit der Nummer 8, das Johann Georg Frey bewohnt, geht auf Georg Wunsch zurück. Es steht auf der Parzelle 49, die 4,5 Morgen umfasst und wohl auch die beiden Morgen enthält, die Georg Wunsch 1765 erwarb. Im Beilagerbuch werden diese beiden Morgen so beschrieben (XXXVI): "Zwey Morgen Clösterlichen Allmand Felds, auf dem so genanndten rothen Rain, bey Huzenbach ligend, einerseits an Jacob Bühler, Maurer, sonsten allerseits an das Closters Allmand stoßend." Das Haus 8 ist (zusammen mit dem Haus 9) das drittälteste im Roten Rain, so dass es 1765 an Nachbarn noch mangelt; einziger Nachbar: Philipp Jacob Bühler. Dessen Nachfolger im Roten Rain um 1840, der Taglöhner Andreas Finkbeiner aus Schwarzenberg, verfügt tatsächlich über die unmittelbar nördlich angrenzende Parzelle 46/1 mit dem Haus 10 (LII).

1775 streiten sich Johann Martin Frey und Johann Georg Wahr um die Wässerung ihrer Felder aus einem Wasserlauf, den sie den "Seltenbrunnen" nennen (XXXVI). Tatsächlich durchzieht dieser schmale Bach sowohl die Parzelle 49 (1840 im Besitz des Johann Georg Frey) als auch die Parzelle 59 (1840 im Besitz des Johannes Wahr), die nebeneinander liegen. Um 1840 wird der Bach im oberen Teil bis zum Hof der Wahrs in einem Rohr geführt, das zwischen den Häusern 8 und 39 verläuft. Dieses etwa 200 m lange Rohr hat lange die Häuser 7, 8 und 39 mit Wasser versorgt. Heute läuft das Wasser des "Seltenbrunnens", renaturiert in einem offenen Bett, etwas weiter nördlich (zwischen den Häusern 8 und 10 sowie 7 und 9) zur Murg hin ab (Karte).

Das Haus 8 besteht um 1840 aus einem geräumigen Wohnteil von 143 qm (17,4 Ruten) Grundfläche und einer kleinen Scheuer von 25 qm (3,0 Ruten); dem Wohnteil angebaut ist ein Schweinestall von 6 qm (0,7 Ruten). Der Wirtschaftsteil des Hauses ist also relativ klein, reicht aber für den geringen Grundbesitz und Viehbestand aus: 1769 umfasst er zwei Morgen und eine Kuh (XXXI), 1840 sind es knapp acht Morgen (LII) und offenbar ein oder zwei Schweine. Südlich des Hauses finden wir als Teil der Parzelle 49 einen kleinen Gemüsegarten. Während das Haus von 1840 in Ost-West-Richtung orientiert war, finden wir heute an dieser Stelle ein Haus in Nord-Süd-Richtung, also um 90 Grad gedreht. Dabei verschwand ein Teil des Gemüsegartens, dessen Rest man im Vordergrund des Fotos noch erkennen kann. Die veränderte Ausrichtung macht klar, dass das Haus von heute nicht identisch sein kann mit dem von 1840.

Werfen wir noch einen kurzen Blick auf die Häuser 39 und 42, die bald nach 1807 entstanden sein müssen. Michael Ziefle (1807 - 1881), der um1840 das Haus 39 besitzt und 1835 die Maria Magdalena Rueff (1811 - 1853) geheiratet hat, ist der Schwiegersohn des Johann Georg Rueff (1776 - 1843). Dieser wiederum hat 1811 Maria Magdalena Rothfuß (1778 - 1843) geheiratet (LI) und wohl aus diesem Anlass das Haus mit der Nummer 39 gebaut. Das Gebäude umfasst um 1840 (LII) ein Wohnhaus von 73 qm (8,9 Ruten) Grundfläche, eine Scheuer von 28 qm (3,4 Ruten) und einen angebauten, nach Westen vorspringenden Holzstall von 13 qm (1,6 Ruten). Südlich des Gebäudes befindet sich ein Gemüsegarten (Parzelle 50) von 120 qm (14,6 Ruten). Das Haus, das wir heute an dieser Stelle finden (Foto), scheint erheblich breiter zu sein als das alte (das eine Breite von knapp 8 m hatte). Die Länge (knapp 13 m) und die Ausrichtung des Hauses scheinen dagegen übereinzustimmen.

Das Haus mit der Nummer 42 ist um 1840 (LII) im Besitz des Schusters Johannes Frey (1814 - 1870) und seiner Schwester Sabina (1816 - 1854). Beide sind noch unverheiratet: Johannes heiratet 1841 Agatha Wurster (1813 - 1883) vom Plochhaus und Sabina 1844 Tobias Gaiser aus Heselbach (LI). Das Haus muss aber wesentlich früher (um 1820) gebaut worden sein, so dass die Besitzer um 1840 nicht die Erbauer sein können, die wir vorläufig nicht kennen. Das Haus hatte um 1840 eine Länge von ca. 16,5 m und eine Breite von ca. 10 m; seine Grundfläche ist im Kataster mit 169 qm (20,6 Ruten) angegeben - das stimmt überein. Das Haus ("Tannengrund"), das wir heute dort finden (Foto), scheint das gleiche Grundmaß zu haben wie das aus der Zeit um 1840. An der Stelle der angebauten Garagen mit Terasse befand sich früher ein Holzstall.

 
Michael Kloz und Eva Rothfuß (Haus 9)
 
Im Jahr 1765 erwirbt der Taglöhner Michael Kloz (1722 - 1795, F 1089) aus Schwarzenberg zwei Viertel Land im Roten Rain. Zugleich bekommt er die Erlaubnis, dort ein Haus zu bauen, und kauft dazu 60 Stämme Bauholz (XXXVI). Im "Tabellarischen Verzeichnis" von 1769 besitzt er aber nur ein halbes Haus, während die andere Hälfte im Besitz von Eva Rothfuß, geb. Frey (1710 - 1790) ist. Auch sonst scheint der Besitz sauber aufgeteilt zu sein: beide besitzen je ein Viertel Land, einen Stall und ein Stück "Horn- und Rindvieh", wahrscheinlich eine Milchkuh (XXXI). Eva Rothfuß ist die Schwester der Anna Kloz, geb. Frey (1719 - 1787), der Frau des Michael Kloz. Eva Rothfuß und Michael Kloz sind demnach verschwägert (LI).

Im Jahr 1770 kaufen Michael Kloz und Johannes Kern (1732 - 1774, F 894), ein Taglöhner aus Burlafingen (heute im Kreis Neu-Ulm), einen Morgen Ackerfeld im Roten Rain (XXXVI). Johannes Kern ist seit 1766 verheiratet mit Magdalena Rothfuß (1733 - 1808), einer Tochter der Eva Rothfuß (LI). 1769, im "Tabellarischen Verzeichnis" (XXXI) ist Johannes Kern noch Beisitzer, aber 1770 sind beide Käufer "bürgerliche Innwohner". Johanna Rosina Rothfuß (1743 - 1825), eine zweite Tochter der Eva Rothfuß, heiratet schließlich 1774 den Taglöhner Johannes Dieterlin (1745 - 1825, F 896) aus Besenfeld (LI).

Es wohnen also offenbar vier Parteien in einem Haus, das gemeinschaftlich Michael Kloz und Eva Rothfuß gehört. Dies wird bestätigt im ersten "Seelenregister" von Huzenbach aus dem Jahr 1780, das die folgenden Bewohner eines gemeinsamen Hauses aufführt (LI):

  • die Witwe Eva Rothfuß,
  • Michael und Anna Kloz mit zwei Kindern,
  • die Witwe Magdalena Kern (Johannes Kern ist 1774 gestorben) mit einem Kind,
  • Johannes und Johanna Rosina Dieterlin.

Gehen wir nun der Herkunft und dem Schicksal dieser Bewohner ein wenig nach (LI).

Die älteste Bewohnerin ist die Witwe Eva Rothfuß, geb. Frey aus Schwarzenberg. Sie war mit Christian Rothfuß (1711 - 1743, F 665) verheiratet, einem Taglöhner (AS 125 zu F 665 auch: "Pottaschenbrenner") von den Höfen im Tonbach (Reichenbacher Höfen). Das Jahr der Eheschließung ist im Ehebuch nicht recht erkennbar, es könnte aber 1734 gewesen sein (die Tochter Magdalena wäre dann vorehelich geboren). Die Ehe wurde in der Kirche zu Schwarzenberg geschlossen, dort werden die Kinder des Ehepaares auch getauft. Christian und Eva Rothfuß sind also seit 1733 (Geburt und Taufe der Tochter Magdalena) im Schwarzenberger Kirchsprengel ansässig, eventuell sogar in Huzenbach. Über die Wohnung wissen wir jedoch nichts. Weil Christian Rothfuß ein Bruder des Johannes Rothfuß ist, ergeben sich Beziehungen zum Haus 8 (das allerdings nicht vor 1765 existiert) und zum alten Taglöhnergütlein. Eine weitere Schwester der Eva Rothfuß ist Anna Maria (1718 - 1782), die Frau des Johann Martin Pfeifflin - damit besteht auch eine Beziehung zum Haus 6, das immerhin seit 1753 vorhanden ist. Denkbar ist natürlich auch eine Wohnung zunächst in Schwarzenberg, etwa auf dem Hof des Vaters der Frau: Johannes Frey (1682 - 1748, F 500).

Die Hochzeit des Michael Kloz mit Anna Frey ist im Ehebuch von Schwarzenberg nicht registriert. Aus einem Hinweis in den Inventar- und Teilungsbüchern (XLVIII), den G. Frey zitiert (AS 127 zu F 1089), geht jedoch hervor, dass die Ehe Mitte April 1750 geschlossen wurde. Weil alle Kinder, das erste 1749 vorehelich, in Schwarzenberg getauft sind, ist die Trauung wohl auch dort erfolgt. Des weiteren muss das Ehepaar im Einzugsbereich der Schwarzenberger Kirche gewohnt haben. Das könnte dann auch schon vor 1765 Huzenbach gewesen sein: als Wohnung in Frage käme dann ebenfalls das alte Taglöhnergütlein des Johannes Rothfuß, dessen Amt als Totengräber Michael Kloz übernimmt. Sollte das Paar zunächst in Schwarzenberg gewohnt haben, käme auch hier der Hof des Vaters der Frau in Frage (F 500).

Michael und Anna Kloz haben sechs Kinder; drei von ihnen sterben früh, von den anderen drei wissen wir folgendes:

  • Jacob Kloz (1749 - 1815, F 1166) heiratet 1784 Elisabetha Gaiser (1752 - 1814) aus Reichenbach und lebt in Huzenbach;
  • Georg Friedrich Kloz (1757 - 1815) bleibt ledig und lebt ebenfalls in Huzenbach;
  • Eva Kloz (1760 - 1827) heiratet 1802 Johann Georg Fahrner (1762 - 1814, F 900), auch sie lebt in Huzenbach.

Damit kämen sowohl Eva Fahrner, geb. Kloz als auch ihr Bruder Jacob Kloz als Erben des väterlichen Hausanteils in Frage. Wir werden aber später sehen, dass Jacob Kloz und Johann Georg Fahrner sehr wahrscheinlich ein neues Haus im Roten Rain bauen, und zwar das Doppelhaus, das später die Nummern 11 + 11½ bekommen wird.

Aus der Ehe des Johannes Kern mit Magdalena Rothfuß gehen zwei Kinder hervor: der Sohn Johann Georg und die Tochter Eva (geb. 1770), die im Seelenregister von 1780 aber nicht mehr verzeichnet, also wohl verstorben ist. Johann Georg Kern (1767 - 1830, F 895) heiratet 1794 Dorothea Pfrommer (1773 - 1828) aus Gompelscheuer. Von den acht Kindern des Ehepaars sterben zwei früh, zwei wandern nach Amerika aus und drei bleiben ledig. Der Sohn Georg Friedrich Kern (1797 - 1870), er ist seit 1829 verheiratet mit Elisabetha Catharina Haist (1798 - 1873) aus Schorrental, begegnet uns im Kataster aus der Zeit um 1840 als Besitzer eines Hauses im Roten Rain, das die Nummer 9 trägt (LII) und sehr wahrscheinlich auf Michael Kloz und Eva Rothfuß zurückgeht.

Bevor wir den Haus- und Grundbesitz des Georg Friedrich Kern untersuchen, noch ein kurzer Blick auf den zweiten Schwiegersohn der Eva Rothfuß, der 1780 mit in ihrem Haus wohnt: die Ehe des Johannes Dieterlin mit Johanna Rosina Rothfuß bleibt kinderlos, so dass wir von diesem Stamm keine potentiellen Erben finden.

Betrachten wir nun im Rückblick noch einmal die Bewohner des Hauses Kloz-Rothfuß im Jahr 1780:

  • die Witwe Eva Rothfuß stirbt 1790;
  • der Sohn Jacob des Michael Kloz baut ein neues Haus zusammen mit Johann Georg Fahrner, der später (1802) in zweiter Ehe die Tochter Eva Kloz heiratet;
  • die Ehe des Johannes Dieterlin bleibt kinderlos;
  • der Enkel der Magdalena Kern, Georg Friedrich Kern, ist 1840 Besitzer des Hauses 9 im Roten Rain.

Die 60 Stämme Bauholz, die Michael Kloz seinerzeit beantragt hat, lassen kein großes Haus erwarten (LII): in der Tat hat das Haus mit der Nummer 9 um 1840 eine Grundfläche von 76 qm (9,6 Ruten im Kataster). Die Grundfläche ergibt sich aus ca. 10,5 m in der Länge und ca. 7,5 m in der Breite. Vor dem Haus, d.h. im Osten, liegt jenseits des Hofraums ein Gemüsegarten und eine Wiese (Parzelle 44). Eine weitere kleine Wiese (Parzelle 45) gab es früher direkt hinter dem Haus (Karte); ihren Platz nimmt heute ein Garagenanbau mit Terasse ein. Betrachtet man den Hauptteil des Hauses (ohne Garagen und Terrasse), das man heute an alter Stelle findet (Foto), so erscheinen die Ausrichtung und die Grundmaße gegenüber 1840 unverändert.

Untersuchen wir noch kurz den überkommenen Grundbesitz des Georg Friedrich Kern (LII). Die kleinen Parzellen 44 und 45 östlich und westlich des Hauses sind zusammen mit Haus und Hofraum gewiss die Relikte der zwei Viertel, die Michael Kloz 1765 erwarb und das "Tabellarische Verzeichnis" 1769 aufführt. Der Morgen Land, den Michael Kloz und Johannes Kern 1770 kauften, findet sich wahrscheinlich wieder in der Parzelle 52, die ziemlich genau einen Morgen ausmacht und um 1840 zum Besitz von Georg Friedrich Kern gehört. Sie liegt südlich des Söldnerhofes der Familie Wahr, jenseits des Weges und enthält auch eine große Baumwiese, deren Platz heute "Pfeifles Silence-Höhenhotel" eingenommen hat (die gesamte alte Parzelle 52 scheint heute zum Hotel zu gehören).

 
Michael Pfeiflen (Haus 5)
 
Im Jahr 1778 kauft Michael Pfeiflen (1748 - 1813, F 843), der Sohn des Johann Martin Pfeifflin (Haus 6), einen Bauplatz von acht Ruten im Roten Rain, "zwischen Johannes Pfeiflens bauren Acker und der Straß liegend" (XXXVI). Der Acker des Johannes Pfeiflen, des "Pfeiflesbauern", ist die große Parzelle 29, an die der Bauplatz grenzt. Dieser ist natürlich nicht nur 66 qm groß (8 x 8,21), denn vor 1806 misst die (Quadrat-) Rute noch rund 21 qm und ein Morgen hatte 150 Ruten. Der Bauplatz des Michael Pfeiflen ist also 168 qm groß (8 x 21). Die 65 Stämme Bauholz, die der Bauherr erwirbt, lassen ein Taglöhnerhaus mit einer Grundfläche von unter 100 qm erwarten. Doch sammeln wir zunächst die wichtigsten Lebensdaten des Michael Pfeiflen und seiner Nachkommen (LI).

Michael Pfeiflen heiratet 1776 Anna Braun (1751 - 1789) aus Schwarzenberg: aus dieser, der ersten Ehe des Michael Pfeiflen gehen fünf Kinder hervor. 1790 heiratet er ein zweites Mal, und zwar die Christina Schaiblen (1758 - 1829) aus Reichenbach: in dieser Ehe werden zwei Kinder geboren. Von den insgesamt sieben Kindern des Michael Pfeiflen sterben vier früh. Zwei Töchter aus erster Ehe bleiben ledig, so dass wahrscheinlich wird, dass der Sohn Johannes, ebenfalls aus erster Ehe, der als einziger eine Familie gründet, das Erbe des Hauses antritt. Johannes Pfeiflen (1782 - 1828, F 1035) heiratet 1805 Catharina Bühler (1782 - 1846), eine Tochter des Johannes Bühler (Haus 10). Um 1840 finden wir zwei Söhne des Ehepaares auf dem Roten Rain (LII):

  • Johannes Pfeifle (1808 - 1848), der 1834 die Catharina Weeler (1804 - 1846, der Familienname der Frau ist schwer leserlich) aus Baiersbronn geheiratet hat und das Haus mit der Nummer 54 besitzt;
  • Jacob Friedrich Pfeifle (1812 - 1871), der seit 1838 mit Catharina Frey (1813 - 1864) aus Huzenbach verheiratet und Besitzer des Hauses mit der Nummer 5 ist.

Blickt man in den Kataster, so stellt man erstaunt fest, dass Jacob Friedrich Pfeifle, der Besitzer des Hauses 5, ohne Grundbesitz im Roten Rain ist, selbst der Gemüsegarten hinter dem Haus (Parzelle 30) ist in anderen Händen, und zwar in denen seines Bruders Johannes. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass das väterliche Erbe im Roten Rain zwischen den Brüdern so geteilt worden ist, dass der eine (Jacob Friedrich) das Haus und der andere (Johannes) den Grundbesitz geerbt hat (zusätzlich mag es einen finanziellen Ausgleich zwischen den Brüdern und auch einen Ausgleich zwischen ihnen und den anderen Geschwistern gegeben haben, denn nach dem Württembergischen Landrecht erben die Nachkommen zu gleichen Teilen). Tatsächlich besitzt Johannes Pfeifle eine Reihe von Parzellen (30, 42, 53/1, 54/3 und 56) im Roten Rain, die ererbt sein können, während der Bruder nur einen halben Morgen "In Rohrwiesen" (Parzelle 260) besitzt; aber Johannes hat dort ebenfalls Land (Parzelle 265).

In dem Gebäude mit der Nummer 5 dürfen wir mit zureichender Gewissheit das Haus bzw. die zeitgenössische Variante des Hauses sehen, das Michael Pfeiflen 1778 baute. Seine Lage um 1840 (Karte) stimmt mit der Beschreibung im Beilagerbuch überein, die Flächen von Haus und Hofraum kommen mit 149 qm den acht alten Ruten nahe, die Pfeiflen seinerzeit als Bauplatz erwarb. Die Grundfläche des Hauses liegt, wie in Kenntnis der verbauten Holzmenge erwartet, unter 100 qm (11,2 Ruten = 92 qm). Gut ein Viertel der Grundfläche entfällt auf die Scheuer im Norden des Gebäudes. Misst man auf den alten Karten nach, so kommt man auf eine Gesamtlänge des Hauses von 12,5 m, von der 9 m auf den Wohnteil und 3,5 m auf die Scheuer entfallen; die Breite des Hauses beträgt etwa 7,5 m. Diese Maße scheinen wir auch heute noch anzutreffen (Foto): die Einliegerwohnung (links im Bild) markiert die frühere Lage der Scheuer, darunter könnte ein Stall gewesen sein.

Wir finden das Haus mit der Nummer 54 auf der "Nummernkarte" als Teil der Parzelle 42 (Karte), die mit einer Größe von einem Viertel (ca. 800 qm) vor allem aus einer Baumwiese besteht. In der Nordwestecke der Parzelle befindet sich ein Gemüsegarten. Das Haus selbst liegt an der Südwestecke der Parzelle, direkt am Weg und nur wenige Meter vom Haus 10 (ehemals Bühler) entfernt. Es hat ein Grundmaß von ungefähr 10,5 auf 8,5 m, im Kataster ist die Grundfläche mit 89 qm (10,8 Ruten) angegeben. Hinzu kommt, südwestlich angebaut, ein Holzschopf. Diesen Schopf finden wir heute nicht mehr, statt dessen eine - inzwischen wieder "rückgebaute" - Scheuer, die es 1840 nicht gab (Foto). Lokalisation, Ausrichtung und Grundmaß des Hauses von heute scheinen mit den frühen Daten übereinzustimmen.

Am Haus, das einst die Nummer 54 trug, finden wir noch heute die Jahreszahl 1838 - zweifellos das Jahr seiner Erbauung. Überraschend ist nur, dass es in den alten Karten, die 1836 aufgenommen wurden, bereits enthalten ist. Für eine Errichtung des Hauses 54 nach 1836 spricht ein zeitlicher Vergleich mit dem Schulhaus der Gemeinde, über das wir aus anderen Quellen wissen, dass es in den Jahren 1835/36 erbaut wurde. Das Schulhaus hat aber die Nummer 50, ist also etwas früher als das Haus 54 entstanden. Das Baujahr 1838 für dieses Haus wird damit bestätigt, sein Nachweis in den 1836 aufgenommenen Karten muss wohl als Nachtrag gewertet werden.

 
Jacob Kloz und Johann Georg Fahrner (Haus 11 und 11½)
 
Zu dem Doppelhaus, das auf den frühen Karten und im Kataster die Nummern 11 + 11½ trägt (LII), gibt es keine Bauerlaubnis oder andere Dokumente, die auf seine Erbauer und die Zeit seiner Entstehung hinweisen. Es liegt sehr weit oben im Roten Rain (Karte) und gehört daher wohl nicht zu den frühesten Häusern. In der Tat finden wir im Seelenregister von 1780 (LI) keine Personen, die als Bewohner des Doppelhauses in Frage kämen. Daraus wäre der Schluss zu ziehen, dass es nach 1780 gebaut wurde. Andererseits muss das Haus, seiner Nummerierung wegen, vor 1807 gebaut worden sein. Dies sind die Anhaltspunkte, die wir für den Zeitpunkt der Errichtung des Hauses 11 + 11½ haben. Was nun die Frage nach den Erbauern angeht, ist es wohl das beste, von den Besitzverhältnissen um 1840 (LII) auszugehen und unter Berücksichtigung von Abstammungen und Eheverbindungen (LI) Rückschlüsse auf frühere Besitzer zu ziehen.

Nach dem Kataster haben wir um 1840 die folgenden Besitzverhältnisse:

  • Haus 11: Daniel Ehmanns Witwe,
  • Haus 11½: Johann Georg Finkbeiner, Schneider.

Daniel Ehmanns Witwe ist Anna Maria, geb. Finkbeiner (1809 - 1878) aus Huzenbach, die 1827 den Schneider Daniel Ehmann (1798 - 1841) aus Baiersbronn geheiratet hatte. Der Vater der Anna Maria war Martin Finkbeiner (1766 - 1815, F 1090), ein Taglöhner aus Baiersbronn, der 1804 mit Margaretha Catharina Haas (1782 - 1833) die Ehe einging. Die Urkunde über seine Aufnahme als Bürger von Huzenbach aus dem Jahr 1803 ist noch erhalten (XXX). Margaretha Catharina Haas ist die uneheliche Tochter der Elisabetha Gaiser (1752 - 1814) aus Reichenbach, die 1784 Jacob Kloz (1749 - 1815, F 1166) aus Huzenbach (Haus 9) geheiratet hat. Die Ehe blieb kinderlos, so dass Jacobs Stieftochter das Erbe des Ehepaars Kloz antrat. Jacob Kloz könnte also um das Jahr seiner Hochzeit (1784) den einen Teil des Doppelhauses gebaut haben. Denkbar ist aber auch, dass erst Martin Finkbeiner aus Anlass seiner Hochzeit im Jahr 1804 zum Bau des Hauses schritt. Wir wollen die Entscheidung zwischen den beiden Hypothesen zurückstellen, bis wir die Besitzverhältnisse bei dem anderen Hausteil durchleuchtet haben.

Der Schneider Johann Georg Finkbeiner (1797 - 1875) aus Schwarzenberg, ein Bruder übrigens des Andreas Finkbeiner vom Haus 10, hat 1829 Eva Maria Fahrner (1792 - 1847) geheiratet. Sie stammt vom Roten Rain in Huzenbach und wird wohl den Hausteil 11½ in die Ehe eingebracht haben. Das ist insofern plausibel als von ihren zehn Geschwistern und Stiefgeschwistern, der Vater war zweimal verheiratet, zwei früh gestorben, fünf ledig geblieben und die übrigen drei andernorts verheiratet sind:

  • Andreas Rauß (1773 - 1842), das uneheliche Kind der ersten Frau des Vaters, lebt zwar in Huzenbach, aber auf dem Silberbuckel am Rappenriß (Haus 35);
  • Johannes Fahrner (1803 - 1881), aus zweiter Ehe, heiratet 1831 und zieht 1838 nach Christophstal;
  • Rosina Fahrner (1804 - 1859), ebenfalls aus zweiter Ehe, heiratet 1840 Andreas Pfeifle (1815 - 1850) auf der Glashütte.

Nun zu den Eltern der Eva Maria Finkbeiner geb. Fahrner: Ihr Vater, Johann Georg Fahrner (1762 - 1814, F 900), stammt aus Oberndorf, das zu dieser Zeit noch österreichisch ist (Vorderösterreichische Lande); Fahrner ist denn auch katholisch. Er heiratet 1786 Eva Pfeiflen (1754 - 1801) vom Roten Rain in Huzenbach (Haus 6). Das Paar wurde zwar in Berneck getraut, das erste Kind, Anna Barbara, ist jedoch (vorehelich) 1785 in Huzenbach geboren, ebenso wie das zweite Kind Johann Georg. Auch wird die Familie Fahrner im zweiten Seelenregister von Huzenbach, 1782 - 1788, aufgeführt. Trotz der auswärts geschlossenen Ehe können wir wohl davon ausgehen, dass Johann Georg Fahrner sich Mitte der achtziger Jahre in Huzenbach niederlässt. Seine erste Frau stirbt 1801, aber im Jahr darauf geht Johann Georg Fahrner eine zweite Ehe ein, und zwar mit Eva Kloz (1760 - 1827) aus Huzenbach. Sie ist die Tochter des Michael Kloz (Haus 9) und die Schwester des Jacob Kloz.

Es ist nun zwar denkbar, dass das Doppelhaus mit den Nummern 11 und 11½ erst Anfang des neunzehnten Jahrhunderts gebaut wurde, als zum einen J.G. Fahrner die Schwester des Jacob Kloz heiratete und zum anderen die Stieftochter des Jacob Kloz (Margaretha Catharina Haas) Martin Finkbeiner heiratete. Dann hätten bis zu diesem Zeitpunkt die Familie Fahrner im Haus des Vaters der ersten Frau (Haus 6 von Johann Martin Pfeifflin) und die Familie Kloz im Haus des Vaters Michael Kloz (Haus 9) wohnen können. Es ist jedoch wahrscheinlicher, dass das Doppelhaus schon Mitte der achtziger Jahre des 18. Jahrhunderts gebaut wurde, als Jacob Kloz heiratete (1784) und Johann Georg Fahrner ebenfalls heiratete und sich in Huzenbach niederließ (um 1785). Obwohl die Frage nach dem Zeitpunkt der Errichtung des Doppelhauses 11 + 11½ wegen fehlender Dokumente nicht definitiv entschieden werden kann, wollen wir doch von einem Baujahr schon um 1785 ausgehen.

Auf den Flurkarten aus der Zeit um 1840 (Karte) hat das Doppelhaus eine Gesamtlänge von ca. 18 m und eine Breite von ca. 8 m. Auf den Hausteil 11 entfallen in der Länge etwa 10,5 m und auf den Hausteil 11½ ungefähr 7,5 m. Diesen Werten entsprechen die im Kataster um 1840 niedergelegten Grundmaße von 85 qm (10,3 Ruten) und 60 qm (7,3 Ruten) für die beiden Hausteile. Dem Hausteil 11½, er liegt im Nordwesten, ist ein Schweinestall von 11 qm (1,3 Ruten) angebaut. Um die südliche Ecke des Hausteils 11 herum, er liegt im Südosten, finden wir einen Gemüse- und Grasgarten von 115 qm (14 Ruten). Der Garten des Hausteils 11½ von 82 qm (10,0 Ruten) liegt weiter westlich jenseits des Hofraums am Weg.

Blickt man heute auf die Stelle, wo einst das Doppelhaus stand (Foto), so findet man zwei Häuser. Es scheint so, dass das Haus im Nordwesten (auf dem Foto links) noch Elemente des alten Hausteils 11½ enthält, während das Haus im Südosten wohl von den Grundmauern auf neu gebaut wurde.

Typoskript: 02/95
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Aktualisierung: 07/04
Der Buchstabe F mit nachfolgenden Ziffern verweist auf das Ortssippenbuch von G.Frey (1987)