Studien
 
Die Lehenshöfe zu Huzenbach 1600 - 1840 (Teil 1):
Die Lehenshöfe im Überblick
 
Im Lagerbuch des Klosteramtes Reichenbach aus dem Jahr 1667/68 (XXXV) sind für Huzenbach, dessen Teil aus dem Jahr 1667 stammt, fünf Lehensbauernhöfe mit ihren Besitzern aufgeführt. Die Höfe haben im Lagerbuch keine Namen, und auch sonst nennen die zeitgenössischen Quellen kaum Hofnamen; nur für den nördlichsten der fünf Höfe finden wir gelegentlich die Ortsbezeichnung "auf dem Huzenberg". Das macht die Identifizierung der Höfe oftmals schwierig. S. Finkbeiner hat (im Huzenbach-Buch, 1989) eine Zuordnung von Hofbesitzern des Jahres 1667 und heute noch gebräuchlichen Hofnamen vorgeschlagen, die sich als tragfähig erwiesen hat. Danach besitzen 1667
  • Andreas (Enderes) Finkbeiner den Bühlerhof ("auf dem Huzenberg"),
  • Peter Braun den Christenmichelshof,
  • Martin Keck den Unteren Friedersbauernhof,
  • Martin Frey den Oberen Friedersbauernhof,
  • Michael Sackmann den Pfeiflesbauernhof.

Die ungefähre Lage der Höfe - ich führe sie stets von Nord nach Süd auf - verdeutlicht die schematische Lageskizze. Später werden wir ihre Lage anhand der frühesten Flurkarten genauer bestimmen.

Die Hofnamen lassen sich nur schwer bis zu ihrer Entstehung zurückverfolgen, zumal sie gewiss aus verschiedenen Epochen stammen. Immerhin können wir bei zweien die Zeit ihres Aufkommens ungefähr erschließen: Der Hof "auf dem Huzenberg" ist erst um 1840 auf die Familie Bühler übergegangen, die Bezeichnung "Bühlerhof" kann demnach nicht älter sein. Der Name "Pfeiflesbauer" stammt aus dem 18. Jahrhundert, in dem drei Generationen der Familie Pfeifle (Pfeifflen, Pfeifflin) den Hof besaßen. Für die Hofnamen "Friedersbauer" (vermutlich auf den Vornamen Friedrich zurückgehend) und "Christenmichel" lassen sich dagegen in der Zeit nach 1600 keine eindeutigen Bezugspersonen finden, sie könnten also sehr alt sein.

Im Lagerbuch sind in vier von fünf Fällen neben den aktuellen Hofbesitzern auch die Vorbesitzer genannt:

  • "Enderes Finckbeiner, zuevor Benedict Mast"
  • "Peter Braun, zuevor Ludwig Brickhels seel. Erben"
  • "Martin Keckh, zuevor Bernhart Mast"
  • "Martin Frey, zuevor Georg Stribich"

Bei Michael Sackmann ist kein Vorbesitzer genannt, vielleicht deshalb, weil der Vater (und Vorbesitzer) ebenfalls den Vornamen Michael trug. Doch muss das so nicht sein, denn nur in einem Fall war der im Lagerbuch namhaft gemachte Vorbesitzer wirklich unmittelbar zuvor im Besitz des Hofes: Georg Stribich ist der Schwiegervater von Martin Frey. In den anderen drei Fällen können die im Lagerbuch genannten Vorbesitzer nicht unmittelbar den Besitzern des Jahres 1667 vorangegangen sein. Dies soll kurz belegt werden:

  • Benedict Mast sen. war zweifelsfrei Besitzer des Hofes auf dem Huzenberg, er starb jedoch 1618. Dass sein Sohn Benedict Mast jun. jemals im Besitz des Hofes war, ist nicht wahrscheinlich; davon abgesehen, finden wir nach 1615 in den Kirchenbüchern keinen Hinweis mehr auf ihn oder seine Frau Maria. Andreas (Enderes) Finkbeiner kommt kaum vor seiner Hochzeit mit Johanna Mast im Jahre 1638 in den Besitz des Hofes; Vater der Johanna und Besitzer unmittelbar zuvor ist Peter Mast, Schultheiß von Schwarzenberg und ebenfalls ein Sohn von Benedict Mast sen. (Wir werden aber im Teil 2 sehen, dass vor Peter Mast noch sein Bruder Hans Mast, ein dritter Sohn also von Benedict Mast sen., den Hof auf dem Huzenberg besaß.)
  • Bernhard Mast, ein weiterer, vierter Sohn von Benedict Mast sen., war tatsächlich Besitzer des Unteren Friedersbauernhofes, er starb jedoch im Jahre 1628. Martin Keck, der ein Sohn der Witwe des Bernhard Mast und ihres zweiten Mannes Hans Keck ist, wurde dagegen erst 1632 geboren.
  • Ludwig Brickel starb sehr wahrscheinlich im Jahre 1612, während Peter Braun - er ist 1609 geboren - kaum vor 1636, dem Jahr seiner Hochzeit, in den Besitz des Christenmichelshofes kam. Es erscheint nicht wahrscheinlich, dass eine Erbengemeinschaft über mehr als zwanzig Jahre hinweg im gemeinsamen Besitz eines Hofes bleibt. Zudem gibt es, wie wir noch sehen werden, Belege dafür, dass Peter Brauns Vater Jacob ebenfalls Besitzer, dann wohl auch unmittelbar Vorbesitzer des Hofes war.

Wir müssen also erkennen, dass die im Lagerbuch genannten Vorbesitzer zwar durchaus im Besitz des entsprechenden Hofes waren, aber (mit einer Ausnahme) eben nicht, wie man zunächst zu verstehen meint, unmittelbar vor dem Besitzer des Jahres 1667. Die im Lagerbuch von 1667/68 genannten Vorbesitzer finden wir fast alle in einem Steuerbuch aus dem Jahre 1612 (IX):

  • Benedict Mast
  • Ludwig Brickels seelige Erben
  • Bernhard Mast
  • Friedrich (Fridt) Stribich
  • Michael Sackmann

Es fehlt nur Georg Stribich, doch der aufgeführte Friedrich Stribich ist sein Vater. Wir haben also mit dieser Personengruppe wohl die Besitzer der Huzenbacher Höfe im Jahre 1612. Vergleicht man diese Personenliste mit früheren Listen, so kann man Schritt für Schritt die früheren Besitzverhältnisse rekonstruieren.

Zwei Jahre vor dem Steuerbuch, also 1610, wurde für die Ortschaften des Klosteramtes ein Bürgerbuch (VIII) erstellt. Für Huzenbach finden wir in der Gruppe der Lehensbauern die folgenden Namen:

  • Benedict Mast
  • Gall Schwemblin
  • Bernhard Mast
  • Friedrich Stribich
  • Michael Sackmann

Diese Liste ist nur durch einen Namen verändert: Gall Schwemblin, der offenbar vor Ludwig Brickel und dessen Erben Besitzer des Christenmichelshofes war.

Gehen wir noch drei Jahre weiter zurück, so stoßen wir auf ein Schätzungsregister vom Dezember 1607. Es handelt sich um eine aktualisierte und gekürzte Fassung eines ausführlichen Schätzungsregisters aus dem Jahre 1604, auf das wir gleich zurückkommen werden. Das Register aus dem Jahre 1607 (XLVI) zählt für Huzenbach die folgenden Hofbauern auf (Faksimile):

  • Benedict Mast
  • Gall Schwemblin
  • Moritz Wackenhuts seelige Erben
  • Friedrich Stribich
  • Hans Stribich

Wir haben demnach bei zwei Höfen neue Vorbesitzer, wobei wir alleine aus den Besitzernamen natürlich nicht auf den Hof schließen können. Wir wissen aber aus einer Notiz im sog. Urregister von Schwarzenberg (LI), dass Michael Sackmann der Nachfolger von Hans Stribich ist. Folgt man diesem Hinweis, dann ergibt sich folgende Zuordnung von Vorbesitzern und Höfen: Moritz Wackenhuts seelige Erben besitzen 1607 den Unteren Friedersbauernhof, Hans Stribich den Pfeiflesbauernhof.

Im Schätzungsregister des Jahres 1604 (VI) finden wir für den Unteren Friedersbauernhof noch einmal einen neuen Vorbesitzer: Hans Großmann. Die Liste der Huzenbacher Hofbesitzer im Jahre 1604 sieht nun so aus (wobei wir um der besseren Übersicht willen erneut die von S. Finkbeiner übernommenen Hofnamen beifügen):

  • Benedict Mast (Bühlerhof)
  • Gall Schwemblin (Christenmichel)
  • Hans Großmann (Unterer Friedersbauer)
  • Friedrich Stribich (Oberer Friedersbauer)
  • Hans Stribich (Pfeiflesbauer)

Damit haben wir einen guten Überblick über die Besitzverhältnisse bei den Huzenbacher Lehenshöfen in den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts. Groß dagegen ist noch die Lücke zwischen 1612 und 1667. Zum Glück haben wir ein weiteres Schätzungsregister in zwei Handschriften identischen Inhalts (XLVII). Leider sind beide Exemplare des Schätzungsregisters undatiert, die Zeit seiner Entstehung lässt sich aber ungefähr ermitteln:

  • Unter den Huzenbacher Hofbauern ist Hans Keck genannt. Er ist, wie bereits erwähnt, der zweite Mann der Agatha, der Witwe des Bernhard Mast (Unterer Friedersbauer). Wie ich im Teil 4 im Einzelnen belegen werde, ist Bernhard Mast zwischen Juni und Dezember 1628 gestorben. Die Wiederverheiratung der Witwe, auch das werde ich noch belegen, erfolgte im Frühjahr 1629. Damit kann das undatierte Schätzungsregister frühestens 1629 entstanden sein.
  • Ferner ist unter den Hofbesitzern Peter Mast "uf dem Hutzenberg" (Bühlerhof) genannt. Vorbesitzer des Hofes war sehr wahrscheinlich, was ich im Teil 2 im Einzelnen darlegen werde, Hans Mast, der Bruder von Peter Mast. Hans lebt mit Sicherheit noch 1634. Daraus wäre zu schließen, dass das Schätzungsregister nicht vor 1634 entstanden ist.
  • Weil aber einige im Schätzungsregister genannte Personen mit Gewissheit 1636 gestorben sind, kann das Register nicht nach 1636 entstanden sein.

Ich schlage also bis auf weiteres die Datierung 1635 für das bisher undatierte Schätzungsregister vor. Die etwas umgestellte Liste der Huzenbacher Hofbauern im Schätzungsregister 1635 hat nun folgenden Wortlaut (fl. = Gulden):

  • "Peter Masten uf dem Hutzenberg pro 1500 fl."
  • "Jacob Braun ain guot thuot 1600 fl."
  • "Hanns Keckh ain guot pro 850 fl."
  • "Fridt Stribichs guot pro 550 fl."
  • "Michel Sackmann ain guot aestimirt pro 850 fl."

Die Identifizierung der Besitzernamen mit den Höfen macht keine Schwierigkeiten:

  • Der Hof "uf dem Hutzenberg" ist eindeutig der Bühlerhof, Peter Mast ist der Schwiegervater von Andreas Finkbeiner, Hofbesitzer 1667;
  • Jacob Braun ist der Vater von Peter Braun, dem Besitzer des Christenmichelshofes 1667;
  • Hans Keck ist - wie mehrfach schon erwähnt - der zweite Mann der Witwe von Bernhard Mast und Vater von Martin Keck (Unterer Friedersbauer);
  • Vater und Sohn Michael Sackmann, 1635 ist noch der Vater gemeint, sind uns bereits bekannt (Pfeiflesbauernhof).

Irritierend an der Liste ist, dass unversehens der Name Fridt Stribich auftaucht - Friedrich Stribich ist seit 1616 tot, und es gibt um diese Zeit keine zweite Person dieses Namens in Huzenbach oder Schwarzenberg. Sieht man jedoch genauer hin, dann ist Friedrich Stribich gar nicht als Person und Besitzer gemeint, vielmehr dient sein Name zur Identifizierung des Hofes: "Fridt Stribichs guot". Das deutet darauf hin, dass die Besitzverhältnisse über den Oberen Friedersbauernhof um 1635 nicht ganz klar sind. Wir werden bei der genaueren Untersuchung des Hofes im Teil 5 diese Interpretation bestätigt finden.

 
Jahr Bühlerhof Christenmichel Unterer Friedersbauer Oberer Friedersbauer Pfeiflesbauer
1604 Benedict Mast sen. Gall Schwemblin Hans Großmann Fridt Stribich Hans Stribich
1607 Benedict Mast sen. Gall Schwemblin Moritz Wackenhuts Erben Fridt Stribich Hans Stribich
1610 Benedict Mast sen. Gall Schwemblin Bernhard Mast Fridt Stribich Michael Sackmann sen.
1612 Benedict Mast sen. Ludwig Brickels Erben Bernhard Mast Fridt Stribich Michael Sackmann sen.
1635 Peter Mast Jacob Braun Hans Keck ("Fridt Stribichs guot") Michael Sackmann sen.
1667 Andreas Finkbeiner Peter Braun Martin Keck Martin Frey Michael Sackmann jun.
Tafel 1: Die Besitzer der Huzenbacher Lehenshöfe in einigen ausgewählten Jahren zwischen 1604 und 1667
 
Wir sind nun in der Lage, für die Zeit zwischen 1604 und 1667 eine relativ detaillierte Übersicht über die Huzenbacher Hofbesitzer zusammenzustellen, was in der Tafel 1 geschehen ist. Diese Übersicht ist deshalb besonders wichtig, weil in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts die Kirchenbücher häufig versagen, genealogische Betrachtungen also nur beschränkt vorgenommen werden können:
  • Die Bücher in Schwarzenberg beginnen zwar bereits 1603, sind aber nicht vollständig. Das Totenbuch endet schon im Jahre 1621, das Ehebuch und das Taufbuch 1634. Zwischen 1635 und 1649 werden in Schwarzenberg keine Bücher geführt.
  • Die Kirchenbücher in Klosterreichenbach beginnen erst mit dem Jahre 1635 (das Totenbuch erst 1638) und enthalten bis 1649 auch Daten aus Schwarzenberg und Huzenbach, sind aber wohl, bedingt durch die Kriegswirren, lückenhaft: jedenfalls können zahlreiche Personen, von deren Existenz wir wissen, in den Büchern nicht verfolgt werden.

Glücklicherweise werden die Kirchenbücher nach 1650 vollständiger und zuverlässiger, dagegen lassen andere Quellen nach: Neben dem Lagerbuch von 1667/68 haben wir nur noch einige Schützenlisten der Jahre 1655, 1656, 1658, 1665, 1668/69, 1669/70 und 1670/71 (XLIV, XLV) und die Inventar- und Teilungsbücher (XLVIII). Aus früherer Zeit haben wir noch eine Schützenliste der Jahre 1625/26 (XLIII) und eine Musterungsliste des Jahres 1588 (I).

Einen stabilen Pfeiler für unsere Untersuchungen gewinnen wir erst wieder mit dem "Tabellarischen Verzeichnis" aller Einwohner des Klosteramtes aus dem Jahre 1769 (XXXI). Das Verzeichnis nennt zwar keine Hofnamen, sondern nur die Hofbauern, zählt aber deren Besitz an Land und Vieh sehr genau. Weil das Lagerbuch von 1667/68 ebenfalls Angaben über die Größe des Landbesitzes enthält, lässt sich durch einen Größenvergleich eine Brücke über die 100 Jahre zwischen 1667 und 1769 schlagen. Die Übersicht auf Tafel 2 enthält zusätzlich den Schätzwert der Güter aus dem Register von 1604 und die Steuerlast aus dem Lagerbuch von 1667/68.

 
Hofname Schätzwert 1604
in Gulden
Steuerlast 1667
in Kreuzer
Ländereien 1667
in Morgen
Ländereien 1769
in Morgen
Hofbauer 1769
Bühlerhof 1590 20 56 49 Michael Faißt sen.
Christenmichel 1150 20 46 42 Christian Sackmann
Unterer Friedersbauer 750 12 31 38 Johann Michael Frey
Oberer Friedersbauer 500 6 15 21 Johann Adam Wunsch
Pfeiflesbauer 1200 12 12 41 Johannes Pfeifflen
      160 191  
Tafel 2: Größenvergleich der Huzenbacher Lehenshöfe 1604, 1667 und 1769
 
An dem Größenvergleich der fünf Höfe ist wohl dreierlei bemerkenswert:
  • Es ist, nicht nur an der Steuerbelastung 1667, gut zu erkennen, dass die drei südlichen Höfe durch Teilung ursprünglich eines Hofes entstanden sind - so finden die spätmittelalterlichen Quellen, die von drei "Urhöfen" in Huzenbach berichten, bis ins 18. Jahrhundert hinein ihre Bestätigung.
  • Trotz der tradierten Größenunterschiede, die eine vorsichtige Zuordnung der Daten aus dem "Tabellarischen Verzeichnis" zu den Hofnamen erst ermöglichen, ist doch eine Tendenz zur Angleichung der Größen zu erkennen: die großen Höfe verlieren, die kleinen Höfe gewinnen Land.
  • Der geringe Landbesitz des Pfeiflesbauernhofes im Jahre 1667 stimmt mit den übrigen für den Hof ermittelten Daten nicht überein. Zieht man als weitere Vergleichszahl neben der Steuerlast die Zinslast heran, so sind auch unter diesem Aspekt die Belastungen des Unteren Friedensbauernhofes und des Pfleiflesbauernhofes nahezu identisch: Beide zinsen ein halbes Huhn und gut zwei Viertel Hafer, nur der Geldzins unterscheidet sich mit 30 Kreuzern (Pfeiflesbauernhof) zu 26 Kreuzern (Unterer Friedensbauernhof) geringfügig. Die große Ähnlichkeit der beiden Höfe nach allen Kennzahlen, ausgenommen die Größe des Grundbesitzes 1667, legt den Schluss nahe, dass das Lagerbuch den Grundbesitz Michael Sackmanns fehlerhaft als zu gering nachweist.

Der Größenvergleich der fünf Höfe erlaubt nun auch eine vorsichtige Zuordnung der Besitzernamen und Daten aus dem "Tabellarischen Verzeichnis" zu den Hofnamen. Danach besitzen wahrscheinlich

  • Michael Faißt sen. den Bühlerhof,
  • Christian Sackmann den Christenmichelshof,
  • Johann Michael Frey den Unteren Friedersbauernhof,
  • Johann Adam Wunsch den Oberen Friedersbauernhof,
  • Johannes Pfeifflen den Pfeiflesbauernhof.

Der so gewonnene Pfeiler für das Jahr 1769 ist freilich noch nicht stabil genug. Mehr Stabilität gewinnen wir, wenn sich aus den Besitzverhältnissen des Jahres 1801, die wir genau kennen, die für 1769 erschlossenen Zuordnungen bestätigen lassen. Dies soll im nächsten Schritt versucht werden.

Eine Abschrift des Huzenbacher Teils des Lagerbuchs von 1667 aus dem Jahre 1801 (sie wird von S. Finkbeiner im Huzenbach-Buch, 1989, zitiert und befindet sich im Pfarrhaus von Schwarzenberg) macht zu den Passagen der Hofbeschreibungen im Lagerbuch die Hofbesitzer des Jahres 1801 namhaft. Danach besitzen 1801

  • Michael Faißt jun. den Bühlerhof;
  • Johannes Sackmann und sein Sohn "Jung" Christian Sackmann den Christenmichelshof;
  • Friedrich Frey und sein Sohn Johann Georg Frey den Unteren Friedersbauernhof;
  • Georg Adam Frey den Oberen Friedersbauernhof;
  • Michael Frey und Christian Sackmann den - inzwischen geteilten - Pfeiflesbauernhof (der zweite Hof wird den Namen "Lochbauernhof" erhalten).

Die Hofbesitzer des Jahres 1801 stehen zu den Besitzern des Jahres 1769 ("Tabellarisches Verzeichnis") in dem folgenden familiären Verhältnis:

  • Michael Faißt jun. vom Bühlerhof ist der Sohn des Hofbesitzers gleichen Namens im Jahre 1769;
  • Johannes Sackmann vom Christenmichelshof ist der Sohn des Christian Sackmann, Hofbesitzer 1769;
  • Friedrich Frey (Unterer Friedersbauer) ist der Schwiegersohn des Johann Michael Frey, der 1769 den Hof besitzt;
  • Georg Adam Frey (Oberer Friedersbauer) ist der Enkel des Johann Adam Wunsch, Hofbesitzer 1769.

Den Nachweis der familiären Beziehungen zwischen Christian Sackmann und Michael Frey, den Besitzern des geteilten Pfeiflesbauernhofes im Jahre 1801, zu Johannes Pfeiflen, dem Besitzer 1769, erbringen wir erst im Teil 6; er ist hier nicht mehr nötig, denn die Zuordnung ist ja eindeutig, ferner ist er, wie sich zeigen wird, auch etwas komplizierter. Wichtig ist zunächst, dass die Klärung der familiären Beziehungen zwischen den Besitzern 1801 und 1769 die für das Jahr 1769 erschlossenen Besitzverhältnisse bestätigt hat.

Die ersten Flurkarten im Maßstab 1 : 2500 - die "Urkarte" und die "Nummernkarte" aus der Zeit um 1840 - sowie der zugehörige Kataster machen die Identifizierung von Hofbesitzern und die Lokalisation der Höfe einfach (Karten und Kataster, LII, lagern im Staatlichen Vermessungsamt Freudenstadt). Um 1840 besitzen

  • Georg Friedrich Bühler den Bühlerhof;
  • "Jung" Johann Michael Frey ("Christenmichel") und die Brüder Johannes und Johann Georg Sackmann ("Unterer Christenbauer") den inzwischen ebenfalls geteilten Christenmichelshof;
  • Friedrich Frey den Unteren Friedersbauernhof;
  • Ludwig Gaiser den Oberen Friedersbauernhof;
  • Jacob Friedrich Frey den Pfeiflesbauernhof und Friedrich Sackmann den Lochbauernhof.

Nach der Teilung des Christenmichelshofes haben wir also um 1840 statt der alten fünf nunmehr sieben Huzenbacher Lehenshöfe. Mit der Klärung der Besitzverhältnisse um das Jahr 1840 haben wir den fünften und letzten Pfeiler für die detaillierte Untersuchung der Hofbesitzer zwischen 1600 und 1840 gewonnen. Die fünf Pfeiler - also die Hofbesitzer in den Jahren 1604, 1667, 1769, 1801 und 1840 - fassen wir in der Tafel 3 noch einmal zusammen.

 
Jahr Bühlerhof Christenmichel Unterer Friedersbauer Oberer Friedersbauer Pfeiflesbauer
1604 Benedict Mast sen. Gall Schwemblin Hans Großmann Fridt Stribich Hans Stribich
1667 Andreas Finkbeiner Peter Braun Martin Keck Martin Frey Michael Sackmann jun.
1769 Michael Faißt sen. Christian Sackmann Johann Michael Frey Johann Adam Wunsch Johannes Pfeifflen
1801 Michael Faißt jun. Johannes Sackmann
"Jung" Christian Sackmann
Friedrich Frey
Johann Georg Frey
Georg Adam Frey Michael Frey
+
Christian Sackmann
1840 Georg Friedrich Bühler "Jung" Johann Michael Frey
+
Johannes Sackmann
Johann Georg Sackmann
Friedrich Frey Ludwig Gaiser Jacob Friedrich Frey
+
Friedrich Sackmann.
Tafel 3: Die Besitzer der Huzenbacher Lehenshöfe in einigen ausgewählten Jahren zwischen 1604 und 1840
 
Wenn es nun darum geht, die Brückenteile zwischen den Pfeilern zu konstruieren, also die kompletten Besitzerlisten der einzelnen Höfe zu finden, dann spielen, neben den bereits zitierten Dokumenten, genealogische Untersuchungen eine wichtige Rolle. Quellen für diese Untersuchungen sind die Kirchenbücher von Reichenbach und Schwarzenberg (L, LI). Daneben gibt es als vorzügliche Auswertung und Aufbereitung genealogischer Daten das Ortssippenbuch Klosterreichenbach I von G. Frey, 1987. Für die meisten Zwecke dieser Arbeit war das OSB I völlig ausreichend, nur zur Klärung spezieller Fragen insbesondere der Frühzeit habe ich die Kirchenbücher benutzt. Seit 1755 für Reichenbach und 1780 für Schwarzenberg gibt es Seelen- und Familienregister, die genealogische Recherchen erleichtern. Für die Zeit nach 1800 wird das Alte Familienregister (AFR) wichtig, das ab 1808 angelegt wurde. (Zum Schluss noch zwei alte Fotos: Heumahd, Kornschnitt.)
Typoskript: 08/94
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Internetversion: 11/03
Aktualisierung: 11/03
Der Buchstabe F mit nachfolgenden Ziffern verweist auf das Ortssippenbuch von G.Frey (1987)