Studien
 
Reichenbach zur Zeit des Tabellarischen Verzeichnisses von 1769 (Teil 4):
Bürger und ihre Güter - Am Dornstetter Weg
 
4.1 Johann Adam Eilber, Schuhmacher (Haus 8)
4.2 Johann Georg Adrian, Schreiner und Klosterrichter (Haus 9)
4.3 Johann Georg Schaible, Taglöhner (Haus 11)
4.4 Georg Friedrich Schray, Färber (Haus 12)
4.5 Johann Georg Muz, Fuhrmann (Haus 13)
4.6 Johann Georg Gaiser, Taglöhner / Johann Jacob Dieterle, Küfer (Haus 15)
4.7 Johann Georg Honecker, Nagelschmied (Haus 16)
 
Am Dornstetter Weg, einschließlich der Wegegabel mit dem Baiersbronner Weg (heute: Rosenbergweg), sind altberechtigt, also vor 1755 entstanden, die Häuser mit den Nummern 8, 9, 12, 15 und 16. Zwei von ihnen liegen demnach links des Wegs, an der Ringmauer; eines, das Haus 12, rechts des Wegs, am Waldacker; und zwei in der Wegegabel. Zwischen 1755 und 1769 kommen noch zwei Häuser am Waldacker hinzu, die später die Nummern 11 und 13 erhalten. Versucht man Bürger und Güter einander zuzuordnen, dann bekommt man folgende Übersicht:
  • Haus 8: Johann Adam Eilber, Schuhmacher
  • Haus 9: Johann Georg Adrian, Schreiner und Klosterrichter
  • Haus 11: Johann Georg Schaible, Taglöhner
  • Haus 12: Georg Friedrich Schray, Färber
  • Haus 13: Johann Georg Muz, Fuhrmann
  • Haus 15: Johann Georg Gaiser, Taglöhner und Johann Jacob Dieterle, Küfer
  • Haus 16: Johann Georg Honecker, Nagelschmied

Gehen wir nun Häusern und Besitzern im einzelnen nach.

 
4.1 Johann Adam Eilber, Schuhmacher Haus 8
(Standort)
 
Der Schuhmacher Johann Adam Eilber (1729 - 1771, F 519) gehört der weit verzweigten Eilber-Sippe an (L), die zurück geht auf Simon Conrad Eilber (1629 - 1676, F 127) aus Ulm. Er war von 1667 bis 1673 Pfarrer in Schwarzenberg und von 1673 bis 1676 Pfarrer in Reichenbach. Sein Sohn, Philipp Matthäus Eilber (F 270), 1652 in Sulzau geboren, wurde Schulmeister in Reichenbach. 1769 finden wir drei Familien Eilber im Ort: neben der Schuhmacher-Familie weiterhin eine Schulmeister-Familie mit Johann Georg Eilber und seinem Vater, Andreas Gottlieb Eilber (vgl. 5.6), und eine Bäcker-Familie um Ludwig Jacob Eilber (vgl. 5.10). Hinzu kommen die Familien der Anna Maria Schray, geb. Eilber (vgl. 4.4) und der Anna Maria Ehmann, geb. Eilber (vgl. 4.7).

Johann Adam Eilber bewohnt 1769 mit seiner Familie, insgesamt sind es neun Personen, ein eigenes Haus. Dazu kommen der obligatorische Garten und gut zwei Morgen Land, die ausreichen mögen, die drei Stück "Horn- und Rindvieh", die Eilber besitzt, zu ernähren. Doch um welches Haus handelt es sich?

Im Jahr 1749 bekommt der Schreiner Johannes Engelland (1718 - 1753, F 1155) die herzogliche Genehmigung, ein Wohnhaus zu bauen, und zwar "gleich an des Closters Ringmauer und der Dornstetter Straß liegend, vornen an Burkhard Eilber und hinten des Closters Allmand stoßend" (XXVII). Der Schuhmacher Johann Burkhard Eilber (1692 - 1760, F 463) ist der Vater des Johann Adam Eilber, der mit dem Schuhmacher-Handwerk auch das Haus des Vaters übernommen haben könnte. Es läge dann zwischen Dornstetter Weg und Ringmauer.

Nachdem Johann Adam Eilber 1771 mit 42 Jahren gestorben war, ging seine Witwe Barbara, geb. Seid (1738 - 1783) mit Johann Georg Stoll (1748 - 1822, F 679), Schuhmacher wie sein Vorgänger, eine zweite Ehe ein. Stoll, nach dem Tod von Barbara Seid (1783) mit Anna Maria Wurster (1757 - 1817) aus Röt verheiratet, wird 1789 "aus dem sogenannten dem Kloster zu zwei Drittel gehörigen Baad- und Schießhaus oben an der Ringmauer beim Törlen" zu Handlohn und Weglösin verpflichtet (XXII). Aus der Formulierung "dem sogenannten Baad- und Schießhaus" und dessen offenbar privater Nutzung durch Johann Georg Stoll kann man schließen, dass das Gebäude in seiner ursprünglichen Funktion nicht mehr genutzt wird. Tatsächlich werden ja alte Funktionsbezeichnungen auch in anderen Fällen noch lange weiter geführt: so ist noch 1789 vom "Kloster" die Rede, das schon seit 1648 endgültig aufgelöst ist.

Um die Teil-Bezeichnung "Schießhaus", die ja doch etwas merkwürdig anmutet, verstehen zu können, müssen wir einen Blick in die frühwürttembergische Zeit Reichenbachs werfen: 1604 ordnet der Herzog von Württemberg nach einem Besuch in Reichenbach an, das offenbar baufällig gewordene Waschhaus zwischen dem Bindthaus (Kasten) und dem alten Viehhaus (Teufelsbauernhaus) nicht nur in Stand zu setzen, sondern auch das obere Stockwerk für die Reichenbacher Schützen herzurichten (V). Dieses Wasch- und Schießhaus, wie es damals hieß, ist 1626 dem Hafner Thomas Hildenbrandt verkauft worden; es ist "einerseits uff des Closters Ringmauer" und andererseits am "Mühlgraben gelegen" (XIII), also ungefähr da, wo mehr als 150 Jahre später das Bad- und Schießhaus zu lokalisieren ist. Zwar taucht das alte Wasch- und Schießhaus im Lagerbuch von 1667/68 nicht auf, es könnte aber, wie andere Gebäude auch, im Dreißigjährigen Krieg zerstört und erst später wieder aufgebaut worden sein (vgl. zum Wasch- und Schießhaus auch Teil 2 der Studie "Die Frühzeit der bürgerlichen Gemeinde Reichenbach 1595 - 1668").

Geht man den Kataster aus der Zeit um 1840 durch (LII), dann stößt man auf ein Haus, das der Gemeinde gehört und als "Waschhaus" bezeichnet wird. Es trägt die Nummer 10 und liegt gleichfalls oben am Dornstetter Weg, allerdings nicht an der Ringmauer. Außerdem ist es mit einer Grundfläche von 44 qm (5,4 Ruten) sehr klein und kaum als Wohnhaus geeignet. Lage und Größe sprechen demnach gegen eine Identität des Hauses 10 mit dem Bad- und Schießhaus des Jahres 1789 und mit dem Wasch- und Schießhaus des Jahres 1626. Es ist vielmehr wahrscheinlich, dass das Waschhaus mit der Nummer 10 später und als Ersatz für das alte Bad- und Schießhaus, bzw. Wasch- und Schießhaus, das schon lange privat genutzt wird, gebaut wurde.

Überprüfen wir aus der Lagebeschreibung des Hauses von Johann Georg Stoll im Jahr 1789 noch den Hinweis "beim Törlen". Dieses Törlein zum Dornstetter Weg ist wohl am ehesten südlich des Hauses 8 zu suchen - dort, wo der Mühlbach zur Mühle hinunter schießt und wo man auch heute noch, freilich ohne Törlein, zum Dornstetter Weg hinaustritt. Daraus würde folgen, dass wir im Haus 8 das alte Bad- und Waschhaus vor uns haben, das 1769 von Johann Adam Eilber und 1789 von Johann Georg Stoll bewohnt wurde. Das Haus wurde 1963 abgerissen und nicht wieder aufgebaut.


4.2 Johann Georg Adrian, Schreiner Haus 9
 
Johann Georg Adrian (1723 - 1779, F 1254) ist Schreiner und zugleich "Clostersrichter", das heißt einer der drei Laienrichter, die wir 1769 im Klosteramt finden. Sie bilden zusammen mit dem (Ober-) Amtmann und Schaffner das Amtsgericht, das nach unserer heutigen Terminologie zuständig ist für Zivilsachen (Lagerbuch 1667/68: "gewöhnliche Händel", XXXV), während die Strafsachen dem "Malefiz" - Gericht in Freudenstadt vorbehalten sind. Adrian ist der zweite Mann der Rebecca Berger (1718 - 1773), die in erster Ehe mit dem Schreiner Johannes Engelland (1718 - 1753, F 1155) verheiratet war (L). Engelland bekam 1749 die Baugenehmigung für das Haus neben Johann Burkhard Eilber (vgl. 4.1), das auf der anderen Seite, also im Norden noch keinen Nachbarn hat, sondern die Allmand, den Gemeindebesitz (XXVII). Es muss das Haus mit der alten Nummer 9 sein, das auch altberechtigt ist.

Der landwirtschaftliche Besitz des Johann Georg Adrian ist mit drei Morgen Land, sechs Stück "Horn- und Rindvieh", elf Schafen und einem Schwein nicht schlecht.

Rebecca Berger stirbt 1773 nach zwei Ehen, die beide kinderlos blieben. Johann Georg Adrian, der Witwer, geht nun seinerseits eine zweite Ehe ein und heiratet 1774 Anna Maria Heinzelmann (* 1721), die Witwe des Matthäus Köbele aus Alpirsbach. Doch bleibt auch diese Ehe (die Ehefrau ist schon im vorgerückten Alter) kinderlos, ehe Johann Georg Adrian 1779 stirbt. So gibt es keine direkten Nachkommen, die das Haus 9 hätten übernehmen können.


4.3 Johann Georg Schaible, Taglöhner Haus 11
 
Im Jahr 1761 wird dem Taglöhner Johann Georg (Hanß Jerg) Schaible (auch: Schaiblen; 1723 - 1800, F 600) die "Erbauung eines Häußlens und Anlegung eines Küchen Gärtlens" genehmigt, und zwar "an dem sogenannten Schießrhein, nechst dem Closter" (XXXVI). Der Besitz des Johann Georg Schaible begegnet uns wieder im Handlohn- und Weglösebuch (XXII), wo er im Jahr 1790 fortgeschrieben wird an Ludwig Schaible (1764 - 1844, F 683), das ist der Sohn des Johann Georg, der in diesem Jahr die Jacobina Wurster (1766 - 1837) heiratet. Um 1840 leben zwei Söhne dieses Ehepaars in Reichenbach (LII): der Weber Johann Georg Schaible (1791 - 1869), der das Haus 11 besitzt, und der Nagelschmied Gottlieb Schaible (1796 - 1855), Mitbesitzer des Doppelhauses 74/75 an der Musbacher Steig. Wenn wir annehmen, dass der Schießrain in der Nähe des Wasch- und Schießhauses (Haus 8) zu suchen ist, und die Lagebeschreibung "nechst dem Closter" beachten, dann erfüllt das Haus 11 beide Bedingungen besser als das Haus 74/75. Wir können daher mit einigem Grund davon ausgehen, dass der Taglöhner Johann Georg Schaible 1761 die Genehmigung zum Bau des Hauses 11 bekommen hat, das wegen seiner Entstehungszeit nicht altberechtigt sein kann.

1769 leben acht Personen im Haus des Hanß Jerg Schaible, das heißt neben der fünfköpfigen Kernfamilie noch einige Verwandte, vielleicht unverheiratete Geschwister des Ehepaars. Die Versorgungsbasis ist dagegen mit 2,5 Morgen Land und einem Stück "Horn- und Rindvieh", vielleicht einer Milchkuh, eher knapp.


4.4 Georg Friedrich Schray, Färber Haus 12
 
Sechs Personen wohnen 1769 im Haus des Färbers Georg Friedrich Schray (1722 - 1778, F 632) aus Dornstetten, der 1750 Anna Maria Eilber (1731 - 1791), Tochter des Zimmermanns Simon Conrad Eilber (1683 - 1761, F 464), geheiratet hat. Eigentlich sind zu dieser Zeit fünf Kinder des Ehepaars am Leben (L), aber vielleicht arbeitet der älteste Sohn, er ist bereits 17 Jahre alt, auswärts. Zum bescheidenen Besitz des Färbers gehören gut zwei Morgen Land und zwei Stück "Horn- und Rindvieh". Weil das Haus altberechtigt ist, darf man annehmen, dass es um 1750, aus Anlass der Hochzeit Schrays, gebaut wurde.

1789, im Handlohn- und Weglösebuch (XXII), besitzt die Witwe Anna Maria Schray, geb. Eilber "ein Haus an der Dornstätter Stras", und ihr Sohn, der Färber Jacob Friedrich Schray (1752 - 1825, F 567), "ein halb Haus an der Dornstätter Stras an Hans Jerg Masten Waldacker gelegen". Wohnen demnach Witwe und Sohn in zwei verschiedenen Häusern? Oder besitzt die Witwe vielleicht auch nur ein halbes Haus? 1792/93, nach dem Tod der Witwe, wird ihr Besitz fortgeschrieben an den Maurer Jacob Springmann (1769 - 1826, F 509), der 1792 deren Tochter Johanna Schray (1764 - 1806) geheiratet hatte. Deren einziger Sohn, der das Erwachsenenalter erreicht, Jacob Friedrich Springmann (1795 - 1836), hinterlässt keine Nachkommen in Reichenbach. Das halbe Haus des Jacob Friedrich Schray scheint über dessen Sohn Friedrich August Schray (1781 - 1852) an den Maurer Friedrich Hemminger gegangen zu sein, der 1832 Maria Katharina (1807 - 1841), die Tochter des Friedrich August Schray, geheiratet hatte (L). Friedrich Hemminger besitzt, wie der Kataster (LII) belegt, um 1840 die eine Hälfte des Hauses 12; die andere Hälfte ist im Besitz des Taglöhners Conrad Frey, einem Sohn des "Märtesbauern" Johann Georg Frey (vgl. 3.1).


4.5 Johann Georg Muz, Fuhrmann Haus 13
 
Der Fuhrmann Johann Georg Muz (1738 - 1795, F 658) aus Glatten ist seit 1763 verheiratet mit Barbara Mast (1746 - 1807), die vom alten Meierhof Reichenbach stammt und die Tochter des Johann Peter Mast ist (vgl. 3.3). Die noch junge Familie zählt 1769 drei Köpfe und besitzt neben einem eigenen Haus Felder im Umfang von 3,5 Morgen. Der Viehbestand umfasst zwei Stück "Horn- und Rindvieh" sowie, Johann Georg Muz ist Fuhrmann, ein Pferd. Wo aber ist das Haus zu suchen?

1766 erhält Johann Peter Mast die Genehmigung (Faksimile), für seinen "Tochtermann Johann Georg Muzen ... auf dem Waldacker ein Wohnhaus" erbauen zu dürfen (XXVII). Folgerichtig besitzt der Schwiegersohn ("Tochtermann") 1789 "ein Haus auf dem Waldacker" (XXII). Dieses Haus wurde überschrieben an den Sohn Johannes Muz (1774 - 1833, F 822), Beck und Gassenwirt in Reichenbach. Doch dessen Nachkommen besitzen um 1840 kein Haus auf dem Waldacker. Sucht man nach Hausbesitzern dort, dann stößt man, zunächst etwas überraschend, auf den Taglöhner Christian Hindenlang (1803 - 1868) als Besitzer des Hauses 13 (LII). Er ist aber verheiratet mit Eva Seidt (1789 - 1859), der Witwe des Johann Ulrich Mast (1776 - 1829, F 531), der zusammen mit seinem Vetter Johannes Mast (1790 - 1847) den Reichenbach besaß. Die Hälfte des Johann Ulrich Mast geht, vielleicht noch vor dessen Tod, wohl aber nicht vor 1828, in andere Hände über (vgl. dazu die Studie "Die Auflösung des alten Meierhofs Reichenbach um 1800"). Mag sein, dass im Zuge dieses Übergangs entweder noch Johann Ulrich Mast selbst oder seine Witwe das Haus 13 erworben hat.


4.6 Johann Georg Gaiser, Taglöhner /
Johann Jacob Dieterle, Küfer
Haus 15
 
1746 bitten der Nagelschmied Ferdinand Honecker und der Taglöhner Johann Georg (Hanß Jerg) Gaiser (1714 - 1772, F 1039) um Bauholz zum Wiederaufbau ihrer abgebrannten Häuser (XXVII). Obwohl es nicht ausdrücklich vermerkt ist, kann man doch schließen, dass beide Häuser zusammen abbrannten, also nebeneinander standen. 1769, im Tabellarischen Verzeichnis, besitzt nun zwar der Sohn des im Jahr zuvor gestorbenen Honeckers ein Haus, nicht jedoch Hanß Jerg Gaiser. Doch ist der im Verzeichnis nach ihm genannte Küfer Johann Jacob Dieterle (1739 - 1800, F 1041), der 1768 die Anna Maria Gaiser geheiratet hatte und 1769 im Besitz eines Hauses ist, sein Schwiegersohn. Man darf vermuten, dass es sich um das Haus des alten Gaisers handelt. Zum Besitz der jungen, mit der 1769 geborenen Tochter Anna Dorothea erst dreiköpfigen Familie Dieterle gehören ferner gut drei Morgen Land, drei Stück "Horn- und Rindvieh" und ein Schwein.

Die Lage des Hauses wird 1789 so beschrieben: "auf der Allmand nächst an Christian Klumppen oberen Wassergraben" (XXII). Christian Klumpp ist der Ochsenmeier (vgl. 3.5), und der Obere Wassergraben zweigt vor der Mühle auf Höhe des Dornstetter Wegs vom Mühlbach ab (während der Untere Wassergraben nach der Mühle, auf Höhe des Hauses 17 abzweigt; beide Gräben wässern Ochsenwies und Ochsenacker). Um 1840 (LII) besitzt der Sohn des Johann Jacob Dieterle, Bernhard Dieterle (1786 - 1846), er ist Küfer wie sein Vater, das Haus mit der alten Nummer 14; es wirkt bis heute wie nachträglich an das Haus 15 angebaut. Dieses Haus ist im Besitz des Zimmermanns Johann Gottlieb Heinzelmann (1795 - 1861), Sohn des Johannes Heinzelmann (1765 - 1821, F 1152) und der Anna Dorothea, geb. Dieterle (1769 - 1823). Sie ist die Tochter des Johann Jacob Dieterle. Weil das Haus 15, nicht aber das Haus 14 altberechtigt ist, kann man schließen, dass ersteres auf Johann Jacob Dieterle und Johann Georg Gaiser zurückgeht. Oberhalb der beiden Häuser verläuft der Obere Wassergraben, das Verbindungsstück zwischen dem Dornstetter und dem alten Baiersbronner Weg (Rosenbergweg), das wir heute vorfinden, gibt es 1840 noch nicht.


4.7 Johann Georg Honecker, Nagelschmied Haus 16
 
1769 besitzt der Nagelschmied Johann Georg (Hanß Jerg) Honecker (auch: Hohenecker, 1732 - 1781, F 738), seit einem Jahr verheiratet mit Salome Gruber (1731 - 1781) aus Aach, ein Haus, gut einen Morgen Land und ein Stück "Horn- und Rindvieh" - vielleicht eine Milchkuh. Es ist wahrscheinlich das Haus des Vaters, Ferdinand Honecker (1702 - 1768, F 334), das 1746 mit dem Haus des Taglöhners Gaiser (vgl. 4.6) abbrannte und danach wieder aufgebaut wurde. Wenn das so ist, exakte Belege fehlen leider, dann muss es sich um das Haus mit der alten Nummer 16 handeln, das wie das Haus 15 altberechtigt ist.

Die Verhältnisse in der Familie Honecker verändern sich 1781 tragisch: Im Januar stirbt die Mutter, der Vater, Johann Georg Honecker, geht nach der üblichen sechsmonatigen Wartezeit eine neue Ehe ein, stirbt aber noch im Dezember 1781. Zurück bleiben zwei Waisen: Johanna Magdalena Wilhelmina, die 1786 mit zwölf Jahren stirbt, und Andreas Gottlieb, der später nach Schlesien heiratet. Die Stiefmutter, Maria Agnes Eilber, verw. Honecker (1745 - 1816), heiratet 1783 Jacob Haist in Baiersbronn (L). In dieser Zeit könnte der Reichenbacher Besitz verkauft worden sein; leider ist nicht erkennbar, an wen. Um 1840 besitzt der Taglöhner und Totengräber Johann Christian Ehmann (1797 - 1876, F 1304) zusammen mit seinen Kindern erster Ehe das Haus mit der Nummer 16 (LII).

In der Wegegabel zwischen dem Dornstetter und dem alten Baiersbronner Weg (Rosenbergweg) ist schon früh, nämlich 1624, ein Bauplatz (eine "Hofstatt") an den Wagner Andreas Schneider verkauft (XIII), aber vielleicht nicht gleich bebaut worden. Jedenfalls finden wir im Lagerbuch 1667/68 (XXXV) kein Haus an dieser Stelle. Es kann aber auch sein, dass ein dort erbautes Haus im Dreißigjährigen Krieg zerstört und erst nach 1668 wieder aufgebaut wurde (vgl. dazu auch Teil 2 der Studie "Die Frühzeit der bürgerlichen Gemeinde Reichenbach 1595- 1668"). Bis 1746 müssen in der Wegegabel dann zwei Häuser entstanden sein, die später die Hausnummern 15 und 16 bekamen.

Internetversion: 04/06
Aktualisierung: 04/06
Der Buchstabe F mit nachfolgenden Ziffern verweist auf das Ortssippenbuch von G.Frey (1987)