Studien
 
Reichenbach zur Zeit des Tabellarischen Verzeichnisses von 1769 (Teil 5):
Bürger und ihre Güter - Vor dem Ochsentor
 
5.1 N.N. (Haus 17)
5.2 Johann Friedrich Leix, Weber / Johann Jacob Hindenlang, Wagner (Haus 19/20)
5.3 Johann Friedrich Mutschler, Schmied / Johannes Stockinger, Schmied (Haus 22)
5.4 Andreas Gottlieb Klumpp, Chirurgus (Haus 23)
5.5 Christian Klumpp, Ochsenmeier und Waldknecht - 2 (Haus 24)
5.6 Andreas Gottlieb Eilber / Johann Georg Eilber, Schulmeister (Haus 26)
5.7 Johann Jacob Wurster / Johannes Wurster, Bäcker und Kastenknecht (Haus 37)
5.8 Johann Georg Wurster / Johannes Wurster, Bauer (Haus 39/40)
5.9 Heinrich Gaiser, Schäufler (Haus 41)
5.10 Ludwig Jacob Eilber, Bäcker (Haus 42)
 
Vor dem Ochsentor, auf dem Markt- und auf dem Sägewasen sind insgesamt zehn Häuser altberechtigt, wobei dem 1769 errichteten Haus 24 (Waldknechtshof) originär keine Altberechtigung zukommt, sondern nur durch Übernahme vom Haus 47, dem alten Ochsengut (vgl. 3.5). An staatlichen Gütern finden wir 1769 vor dem Ochsentor die alte Sägmühle bzw., wenn diese schon abgerissen ist, den noch nicht wieder bebauten Sägmühlenplatz (vgl. 5.3) und das Schulhaus mit der Nummer 26, das offenbar auch als Schulmeisterwohnung dient. Der Versuch, die Häuser und ihre Besitzer oder Bewohner im Jahr 1769 einander zuzuordnen, scheitert zwar am Haus 17, führt aber im übrigen zu folgendem Ergebnis:
  • Haus 17: N.N.
  • Haus 19/20: Johann Friedrich Leix, Weber und Johann Jacob Hindenlang, Wagner
  • Haus 22: Johann Friedrich Mutschler, Schmied und Johannes Stockinger, Schmied
  • Haus 23: Andreas Gottlieb Klumpp, Chirurgus
  • Haus 24: Christian Klumpp, Ochsenmeier und Waldknecht
  • Haus 26: Andreas Gottlieb Eilber und Johann Georg Eilber, Schulmeister
  • Haus 37: Johann Jacob Wurster und Johannes Wurster, Bäcker und Kastenknecht
  • Haus 39/40: Johann Georg Wurster und Johannes Wurster, Bauer
  • Haus 41: Heinrich Gaiser, Schäufler
  • Haus 42: Ludwig Eilber, Bäcker
 
5.1 N.N. Haus 17
 
Wir beginnen mit einem Haus, dessen Besitzer im Jahr 1769 wir nicht ermitteln können: es ist das Haus mit der alten Nummer 17. Das Haus ist altberechtigt, also vor 1755 erbaut (die Wahrscheinlichkeit, dass die Altberechtigung, wie im Fall des Waldknechtshofs, aus einem anderen Haus mitgenommen wurde, ist gering). Nicht als Besitzer, wohl aber als Bewohner des Hauses könnten ein oder zwei Beisitzerfamilien, von denen es in Reichenbach um 1769 insgesamt acht gab (vgl. 2.4), in Frage kommen. Der Besitzer und Vermieter des Hauses müßte dann unter den Bürgern Reichenbachs zu suchen sein, die mehr als ein Haus besitzen. Dafür kämen in Frage der Ochsenmeier Christian Klumpp und der junge Gastmeister Franz Carl Klumpp, die 1769 jeweils im Besitz von zwei Häusern sind (vgl. 2.1). Schließlich könnte noch die "Holländer-Holz-Compagnie" aus Calw, die in Reichenbach über ein Haus verfügt, als Besitzer des Hauses 17 in Frage kommen (vgl. 2.5). Genaueres wissen wir vorläufig nicht.

Um 1840 hat das Haus 17 zwei Besitzer (LII): den Schreiner Gottfried Schneider (1802 - 1843) und den Taglöhner Christian Springer (1800 - 1871). Letzterer ist der uneheliche Sohn der Anna Barbara König (1773 - 1845), die wiederum die uneheliche Tochter der Anna Maria Wetzel (* 1740) aus Reichenbach ist; Springers erste Frau, mit der er bis 1843 verheiratet ist, stammt aus Wittlensweiler (L). Somit gewinnen wir keine Anhaltspunkte zu Klärung der Frage, wie Christian Springer in den Besitz der einen Hälfte des Hauses 17 kam. Mehr Hinweise bekommen wir auf Gottfried Schneider (L, XXII): er ist der Sohn des (Jacob) Friedrich Schneider (1754 - 1809, F 663), Schreiner aus Alpirsbach, der 1789 "ein Haus an der Ringmauer" besitzt. Jacob Friedrich Schneider ist seit 1777 verheiratet mit Rosina Wälde (1760 - 1813), der Tochter des Bäckers Gottfried Wälde (1732 - 1806, F 497), der 1769 und 1789 ein eigenes Haus besitzt: es liegt (1789) "an der Obermusbacher Staig" (vgl. 7.6). Vom Schwiegervater kann daher das Haus 17 nicht kommen. Demnach muss Jacob Friedrich Schneider zwischen 1769 und 1789, vielleicht im Jahr seiner Hochzeit, sein Haus von einem bisher nicht bekannten Vorbesitzer gekauft haben. Wahrscheinlich hat dann Gottfried Schneider vor 1840 eine Hälfte des Hauses 17 an Christian Springer verkauft.


5.2 Johann Friedrich Leix, Weber /
Johann Jacob Hindenlang, Wagner
Haus 19/20
 
1668 besitzt die Gastmeisterin Magdalena Braun zwei Baugrundstücke zwischen dem unteren und dem oberen Wassergraben des Ochsenmeiers (XXXV). Auf das obere Grundstück, das 1624 von Hans Mast, dem ersten Mann der Gastmeisterin gekauft wurde (XIII), ist das Doppelhaus 19/20 gebaut worden. Das muss zwar nach 1668, aber vor 1755 geschehen sein, denn das Doppelhaus ist altberechtigt. Das untere Grundstück wurde ursprünglich (1624 oder kurz davor) von dem Hafner Thomas Hildenbrandt gekauft (XIII, XXXV). Auf diesem Platz ist nach 1755, nämlich im Jahr 1789, das Haus mit der alten Nummer 21 errichtet worden. Das Doppelhaus 19/20 ist 1769 sehr wahrscheinlich im Besitz des Webers (Johann) Friedrich Leix (1706 - 1799, F 399 A) und des Wagners (Johann) Jacob Hindenlang (1727 -1796, F 1068). An Feldern und Vieh besitzen beide nur wenig: jeder zwei Stück "Horn- und Rindvieh", dazu Leix gut zwei Morgen und Hindenlang einen Morgen Land.

Die Doppelhaushälfte von Johann Friedrich Leix wird 1789 offenbar als eigenständiges Haus gezählt, denn Leix besitzt "eine Behausung auf dem Marktwaasen" (XXII). Diese Behausung scheint über den Sohn an den Enkel Ulrich Leix (1803 - 1874), Webermeister und Weinhändler, gegangen zu sein, denn dieser besitzt um 1840 die Doppelhaushälfte mit der Nummer 19 (LII). Merkwürdig ist nun, dass Johann Jacob Hindenlang 1789 nach wie vor nur "die Hälfte an einem Haus auf dem Marktwaasen" besitzt, das an seinen Sohn und Rechenmacher Johannes Hindenlang (1768 - 1844, F 1207) fortgeschrieben ist. Sucht man im Handlohn- und Weglösebuch die andere Hälfte des Hauses, dann stößt man auf den Schlosser (Johann) Nikolaus Lang (1764 - 1830, F 1206): er besitzt 1789 "die Hälfte an einem Haus auf dem Marktwaasen" (XXII). Wir werden gleich sehen, dass es sich hier um das Haus 21 handelt, das 1789 entstanden und daher nicht altberechtigt ist.

Der Hausteil 20, konsequenterweise wie der Hausteil 19 des Johann Friedrich Leix als ein ganzes Haus gewertet, könnte dagegen 1789 Eigentum des Wagners Johann Georg Hindenlang (1757 - 1815, F 1205) gewesen sein, einem weiteren Sohn des Johann Jacob. Die Formulierung im Handlohn- und Weglösebuch, wonach der Sohn im Besitz einer "Hofstatt auf dem Marktwaasen" ist, "worauf ein Wohnhaus gebaut worden" (XXII), legt allerdings den Schluss nahe, dass das Haus erst jüngst gebaut worden ist. Dann könnte es sich nicht um den Hausteil 20 handeln. Andererseits wird der Platz, auf dem das Haus 21 etwa zur gleichen Zeit errichtet wird, so beschrieben: "zwischen Christian Klumppen, Waldknechts Wässerungsgraben und Hans Jerg Hindenlang, Wagners Hofraitin gelegen" (XXVII). Aus dieser Beschreibung müsste man wiederum schließen, dass Johann Georg Hindenlang 1789 tatsächlich den Hausteil 20 besitzt. Leider lässt sich von Johann Georg Hindenlang keine Brücke schlagen zu dem Maurer Johannes Wirth (* 1816), der um 1840 unzweifelhaft Eigentümer des Hausteils 20 ist (LII). So bleibt der Besitz des Johann Georg Hindenlang ein wenig unbestimmt.

Nun zum Haus 21, dessen Errichtung 1789 von Johann Nikolaus Lang beantragt wurde (XXVII, auch: XXXVI). Um 1840 (LII) gehört das Haus, der Überschreibung im Handlohn- und Weglösebuch entsprechend, zur Hälfte dem Rechenmacher Johannes Hindenlang. In die andere Hälfte teilen sich der Taglöhner Johannes Muz (1800 - 1865) und der Schuhmacher Ottmar Braun (1804 - 1864), die beide Schwiegersöhne des Johann Nikolaus Lang sind (L): Johannes Muz hatte 1828 die Eva Catharina Lang (1799 - 1854) und Ottmar Braun 1826 die Elisabetha Lang (1801 - 1870) geheiratet. So ging das Haus 21 an Sohn und Töchter der Eigentümer 1789.


5.3 Johann Friedrich Mutschler, Schmied /
Johannes Stockinger, Schmied
Haus 22
 
Johann Friedrich Mutschler (1736 - 1801, F 495), Schmied aus Peterzell, ist der Stiefvater des Schmieds Johannes Stockinger (* 1746). Er hat 1760 die Sophia Dorothea Heinzelmann (1716 - 1786) geheiratet, die in erster Ehe mit Johann Peter Stockinger (1716 - 1760, F 362) verheiratet war. Aus dieser ersten Ehe ist Johannes Stockinger hervorgegangen, die zweite Ehe blieb kinderlos. Die Stockingers sind seit ungefähr 1680 in Reichenbach nachweisbar, Stammvater ist der Schmied Peter Stockinger (1642 - 1709, F 709), der Großvater des Johann Peter (L).

Das Haus, das die Familie Stockinger-Mutschler 1769 besitzt, ist im Tabellarischen Verzeichnis Johannes Stockinger, also dem Sohn bzw. dem Stiefsohn, zugeschrieben (vgl. zum folgenden auch meine Studie "Die Wiederbebauung des Sägmühlenplatzes in Reichenbach 1787"). 1770 wird das Haus, wohl an alter Stelle, neu gebaut und erwas vergrößert; aus diesem Grund steigt die Abgabe (canon = Regel, Pflicht genannt) von neun auf zwölf Kreuzer (XXVII). 1787, nach dem Tod seiner um 20 Jahre älteren Frau, bittet Johann Friedrich Mutschler, er ist inzwischen auch "Clostersrichter", also wohl ein geachteter Mann, um die Baugenehmigung für ein eigenes Haus, indem er folgendes zu Protokoll gibt (XXXVI, auch: LIII): "Vor 26 Jahren habe ich mich mit des gewesenen Bürgers und Schmids Peters Stockingers allhier Wittib verheuratet, und mit derselben bis ins Frühjahr 1786, da sie in zimmlich hohem Alter gestorben, in der Ehe gelebt. Bei der über ihre Verlassenschaft vorgenommenen Realabtheilung fiele das vorhandene - von meinem verstorbenen Eheweib beigebrachte Wohnhauß auf den Sohn 1er Ehe, Johannes Stockinger, und ich bin genötiget selbiges auf nächst kommend Martini zu räumen."

Johann Friedrich Mutschler will deshalb ein eigenes Haus bauen, und zwar auf einem Platz (Faksimile), "worauf in vorigen Zeiten des Closters Sägmühl gestanden ... zwischen der Beamtungs Besoldungswiese und Johannes Wursters, Bauren Hofraitin gelegen" (LIII). Die Besoldungswiese ist sehr wahrscheinlich die Gastwies, die ursprünglich wohl zur Gastherberg gehörte, in württembergischer Zeit aber zunächst Schaffner, Pfarrer und Schulmeister als Teil ihrer Besoldung zugewiesen war (XXXV). 1789, im Handlohn- und Weglösebuch (XXII), haben Stiefvater und Stiefsohn, sie sind im Alter nur zehn Jahre auseinander, jeder ein eigenes Haus. Der Stiefvater besitzt "ein Haus mit Schmittin vor dem oberen Thoor auf dem Sägwaasen", der Stiefsohn "eine Behausung und Gärtlen bei dem Schulhaus auf dem Marktwasen". Als Schulhaus dient seit der Zeit des Lagerbuchs von 1667/68 das Haus 26 (vgl. 2.1).

Jetzt aber kommt es zu einer dramatischen Veränderung (XXII): Kaum eingetragen, mit dem Änderungsvermerk 1789/90, wird der Besitz des Johannes Stockinger übertragen an den Gastmeister Franz Carl Klumpp, der alle Feldstücke kauft, und an Bernhard Finkbeiner (1723 - 1800, F 246) aus Röt, der das Haus übernimmt. Finkbeiner ist, ebenso wie Mutschler, Klosterrichter und hat das Haus offenbar nur treuhänderisch verwaltet, denn ein Jahr später (1790/91) wird es überschrieben an Johannes Stockingers Kinder. Überprüft man den Grundbesitz des Johannes Stockinger, dann stellt man fest, dass dieser zwischen 1769 und 1789 von gut 10 Morgen auf 22 Morgen angewachsen ist. Mag sein, dass dieser Erwerb nicht ohne Geldaufnahme möglich war. Jedenfalls trägt die Weitergabe des Besitzes an den Gastmeister deutlich Züge eines Notverkaufs, der vielleicht durch Überschuldung erklärt werden kann. Die beiden Richter mögen dafür gesorgt haben, dass das Haus den Kindern Stockingers, es sind nicht weniger als neun, erhalten blieb.

Unter den neun Kindern scheint der zweitälteste Sohn, Franz Carl Stockinger (*1769, F 494), die Schmiedewerkstatt und die Rolle des Familienoberhaupts übernommen zu haben. Der älteste Sohn, Johann Friedrich Stockinger (1768 - 1807) arbeitet unverheiratet als "Schmiedknecht". Zwei oder drei der älteren Kinder heiraten bis 1800 in andere Gemeinden. Im Reichenbacher Seelenregister dieses Jahres finden wir nach wie vor den Vater, Johannes Stockinger, mit den jüngeren Kindern und die noch kleine Familie des Franz Carl Stockinger (L). Doch im August 1803 berichtet der Rotgerber Johann Friedrich Klumpp (1770 - 1850), ein Sohn des Gastmeisters Franz Carl Klumpp, der seinerzeit die Felder Stockingers aufgekauft hatte, dass er im Jahr zuvor die Gelegenheit hatte, "dem von hier weggezogenen Schmid Carl Stockinger seine Behausung und darunter befindliche Schmidwerkstatt abzukaufen" (XXVII). Nach Franz Carl Stockinger, dessen Ziel wir nicht kennen, verlassen nach und nach auch die restlichen Kinder Reichenbach, zurück bleibt nur der Vater, Johannes Stockinger. Doch 1824 zieht auch er weg, zunächst nach Hallwangen und ein Jahr später nach Altensteig, wo eine seiner Töchter verheiratet ist (L).

Johann Friedrich Klumpp aber, der Rotgerber, baut hinter dem Haus 17, wo der Mühlbach aus der Ringmauer heraustritt, eine Lohmühle (XXVII), die wir um 1840 wie das Haus im Besitz seiner Söhne Carl Friedrich (1800 - 1875) und Franz Carl (* 1803) finden. Das Haus trägt die Nummer 22 (LII). Damit wird nicht wahrscheinlich, dass Johann Jacob Stockinger, wie man vermuten könnte, um 1680 mit dem Handwerk auch den Besitz des Schmieds Hans Hauser übernommen hat. Denn Hauser hat mit einiger Sicherheit das Haus 23 besessen (vgl. dazu auch meine Studie "Die frühe Bebauung vor dem Ochsentor in Reichenbach 1620 - 1668").


5.4 Andreas Gottlieb Klumpp, Chirurgus Haus 23
 
Der Chirurgus, wir können wohl auch sagen: der Wundarzt, Andreas Gottlieb Klumpp (1737 - 1795, F 854) ist ein Sproß der Gastmeisterfamilie: er ist der Enkel des Hans Bernhard Klumpp, des ersten Klumpp auf der Gastherberg. Schon der Vater des Chirurgus, Jacob Bernhard Klumpp (1692 - 1776, F 623), hatte einen akademischen Beruf gewählt, der ihn als "Hauptzoller und Holzfactor" nach Schiltach führte, wo der Sohn geboren ist. Dieser scheint sich zum Zeitpunkt seiner Hochzeit (1761) in Reichenbach niedergelassen zu haben (L).

Der Chirurg Klumpp besitzt 1769 unzweifelhaft ein Haus (mit Scheuer und Stall), aber kaum Grund und Boden und überhaupt kein Vieh. Das Haus liegt (1789) "vor dem oberen Thoor" (XXII). Weitere Informationen fehlen, so dass die Zuordnung des Hauses 23 zu Andreas Gottllieb Klumpp nur im Ausschlussverfahren möglich ist: weil die Besitzverhältnisse über die übrigen Häuser hinreichend belegt und geklärt sind, bleibt für den Chirurgen nur das Haus 23. Ein weiteres Haus vor dem Ochsentor, an das man noch denken könnte, das Haus 18, wurde erst nach 1769 gebaut (wahrscheinlich 1777 von dem Schneider Johann Ulrich Nestle; XXXVI, auch: LIII).

Das Haus des Andreas Gottlieb Klumpp wird im Handlohn- und Weglösebuch (XXII) überschrieben an den Sohn, auch er ist Chirurg, August Lebrecht Gottlieb Klumpp (1762 - 1821, F 1047). Doch der Sohn hinterlässt keine Nachkommen in Reichenbach, so dass das Haus zwangsläufig in andere Hände übergeht. Um 1840 ist "Franz Jacob Haisch Schreiners Wittwe" Eigentümerin des Hauses 23 (LII): es ist die Sophia Philippina Schaible (1798 - 1866), die 1821, also im Todesjahr des Chirurgen, Franz Jacob Haisch (1784 - 1840) geheiratet hatte (L).


5.5 Christian Klumpp, Ochsenmeier und Waldknecht - 2 Haus 24
Waldknechtshof
 
Wie wir im dritten Teil dieser Studie (vgl. 3.5) schon gesehen haben, war der 1769 errichtete Waldknechtshof zwanzig Jahre später, als das Handlohn- und Weglösebuch aufgelegt wurde, genau besehen: mit dem Vermerk 1791/92, bereits geteilt (XXII). Die eine Hälfte war in Händen des alten Ochsenmeiers und Waldknechts Christian Klumpp (1732 - 1809, F 510), der den Hof seinerzeit errichten ließ, während die andere Hälfte an den zweitältesten Sohn Johann Adam Klumpp (1760 - 1822, F 568) übertragen war. 1793/94 überträgt nun der Vater auch seine Hälfte, und zwar an Johann Christian Friedrich Klumpp (1773 - 1845, F 359), einem weiteren Sohn - der Vater wird sich freilich ein Wohn- und Unterhaltsrecht ausbedungen haben. Kurz darauf, im Herbst 1794, stellen die beiden Brüder, die gemeinsam den Waldknechtshof besitzen, den Antrag, auf ihrer "Hauswies" ein zweites Wohnhaus errichten zu dürfen (XXVII). Das Baugesuch wird genehmigt, und so entsteht wohl im Jahr 1795 das Haus mit der alten Nummer 25, das 1864 an die Gemeinde verkauft und seitdem, wahrscheinlich nach vielen Aus- und Umbauten, als Rathaus genutzt wird.

Der ältere Bruder, Johann Adam Klumpp, bis zu Beendigung des Amts um 1810 Waldknecht und von 1815 bis 1821 Schultheiß der Gemeinde, übernimmt das neue Gebäude (Haus 25), der jüngere Bruder, Johann Christian Friedrich Klumpp, behält mit dem Haus 24 den Waldknechtshof. Besitzer um 1840 (LII) sind seine Schwiegersöhne (L) Wilhelm Ludwig Finkbeiner (1790 - 1870) und Johann Friedrich Frey (1789 - 1865).


5.6 Andreas Gottlieb Eilber /
Johann Georg Eilber, Schulmeister
Haus 26
(Standort)
 
Andreas Gottlieb (im Tabellarischen Verzeichnis: Gottlieb Andreas) Eilber (1694 - 1779, F 313) und sein Sohn, Johann Georg Eilber (1729 - 1802, F 297), repräsentieren den Schulmeister-Zweig der Familie, der zurückgeht auf Philipp Matthäus Eilber (* 1652). Der Haushalt des Vaters besteht nur aus ihm selbst, nachdem seine Frau, Maria Agnes, 1766 gestorben ist. Mit neun Personen recht groß ist dagegen der Haushalt des Sohnes, der ausschließlich Familienmitglieder umfasst: neben dem Schulmeister selbst, seine Frau, Anna Maria Klumpp (1727 - 1778), eine Schwester des Ochsenmeiers und Waldknechts Christian Klumpp (vgl. 5.5), und sieben Kindern des Ehepaars. Später werden noch zwei Kinder geboren, aus der zweiten, 1781 geschlossenen Ehe des Schulmeisters mit Maria Friederika Bachle (1750 - 1799) überleben jedoch keine Kinder (L).

Der Sohn besitzt knapp fünf Morgen Land, vier Stück "Horn- und Rindvieh" sowie vier Schafe - ein Besitz, der zur Selbstversorgung der Familie gereicht haben mag. Er besitzt zwar kein eigenes Haus, verfügt aber (vgl. auch 2.1) über "eine Behausung und Garten dahinter auf dem Marktwaasen welche ein jeder Schulmeister zur Besoldung zu geniesen hat" (XXII). Es ist anzunehmen, dass der alte Schulmeister, der ohne jeglichen Besitz ist, bis zu seinem Tod weiter im Schulhaus wohnt und vom Sohn mitversorgt wird.

Bei dem Gebäude, das nach der Flucht des Schmieds Balthasar Muot - "aus forcht harter straff wegen verübter mißhandlung", wie der Schaffner 1654 berichtet (XXXVII) - als Schulhaus genutzt wird, handelt es sich wahrscheinlich um das Haus, das später die Nummer 26 bekommt. Es wurde 1621 von dem Wagner Jacob Klumpp gebaut (vgl. dazu auch die Studie "Die frühe Bebauung vor dem Ochsentor in Reichenbach 1620 - 1668"). Um 1840 ist das Haus wieder in privater Hand, und zwar im Besitz des Taglöhners Philipp Christian Nestle (1794 - 1858), während die Schule in den Westflügel der alten Klosteranlage gezogen ist (LII). Diese Veränderungen könnten nach der Auflösung des Klosteramts (1807), das ja im Westflügel seinen Sitz hatte, stattgefunden haben. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts (1889) wurde das Haus 26 abgebaut und in der Murgstraße (heute: Murgstraße 5) neu errichtet.


5.7 Johann Jacob Wurster /
Johannes Wurster, Bäcker und Kastenknecht
Haus 37
 
(Johann) Jacob Wurster (1696 - 1780, F 566), der alte Bäcker und Kastenknecht, ist ein Enkel des Bäckers Johann Georg (Hanß Jerg) Wurster (1627 - 1656, F 212), des Stammvaters aller Wurster im Klosteramt. Sein Vater, Hans Wurster (1653 - 1717, F 213), hatte 1673 Anna Mutz (1650 - 1714) in Igelsberg geheiratet; dort ist Johann Jacob Wurster auch geboren. Wahrscheinlich ließ er sich um 1723, zum Zeitpunkt seiner Eheschließung mit Elisabeth Haas (1694 - 1761) aus Freudenstadt, in Reichenbach nieder, wo sein Sohn und Nachfolger, Johannes Wurster (1724 - 1798, F 681), auch geboren wurde. 1769 umfasst der Haushalt des Sohnes, der seit 1752 mit Catharina Braun (1727 - 1796) aus Eisenbach verheiratet ist, vier Personen: das sind, neben dem Ehepaar, die Töchter Rosina Catharina und Juliana Friederika (L). Die Familie verfügt über ein eigenes Haus, gut drei Morgen Land und sieben Stück "Horn- und Rindvieh". Wahrscheinlich lebt der Vater, der ohne Besitz ist, im Haus des Sohnes.

Um welches Haus handelt es sich? Wir finden Johannes Wurster nicht mehr im Handlohn- und Weglösebuch - er ist jetzt (1789) 65 Jahre alt - wohl aber seinen Schwiegersohn, Johann Georg Teufel (1760 - 1822, F 921). Dieser hat 1781 Rosina Catharina Wurster (1754 - 1818) geheiratet, ist Bäcker und Kastenknecht wie sein Schwiegervater und besitzt 1789 einen "Haus Plaz an der Ober Amtei Besoldungswüß, worauf sein Haus steht" (XXII).

Die genannte Wiese ist wahrscheinlich die alte Gastwies (vgl. dazu auch den Hinweis oben unter 5.3), die zwar ursprünglich wohl zur Gastherberg gehört haben wird, in frühwürttembergischer Zeit jedoch im staatlichen Besitz war und der Besoldung des (Ober-)Amtmanns und Schaffners, des Pfarrers und des Schulmeisters diente - jedenfalls war dies zur Zeit des Lagerbuchs von 1667/68 so (XXXV). Später muss diese Regelung, zumindest was den Pfarrer betrifft, allerdings wieder geändert worden sein (vgl. 2.2). Aber noch um 1840 befinden sich acht Morgen der Gastwies im staatlichen Besitz (LII).

Gesetzt, die Besoldungswiese sei die Gastwies, dann kommt als Wohnung des Johann Georg Teufel eigentlich nur das Haus mit der späteren Nummer 37 in Frage. Noch auf den Flurkarten von 1837 haben wir an dieser Stelle neben dem Haus 38 auf dem Platz der alten Sägmühle und den Häusern 39/40 und 41 auf dem Sägwasen nur das Haus 37 (LII). Es gehört nicht zu den ältesten Häusern vor dem Ochsentor, ist aber altberechtigt, also sehr wahrscheinlich vor 1755 erbaut - vielleicht war Johann Jacob Wurster um 1725 der Bauherr.

Fragt man nach den Kindern des Ehepaars Teufel-Wurster in Reichenbach (L), dann stößt man auf die unverheiratete Tochter Dorothea (1781 - 1848) sowie auf die Söhne Georg Friedrich (1787 - 1861) und Christian Teufel (1792 - 1869). Doch besitzen die Kinder mit den Häusern 32 und 33 jenseits der Murg und dem Haus 7, dem alten Reichenbach, der bald den Namen "Teufelsbauernhaus" bekommen wird, andere Gebäude als das vermutete elterliche Haus (LII). Dieses ist um 1840 im Besitz des Zimmermanns Friedrich Mast (1808 - 1870), von dem sich keine Brücke zu den Familien Teufel und Wurster schlagen lässt. Dennoch erscheint die Rekonstruktion der Besitzverhältnisse über das Haus 37 schlüssig.


5.8 Johann Georg Wurster /
Johannes Wurster, Bauer
Haus 39/40
 
Johann Georg (Hanß Jerg) Wurster (1696 - 1776, F 680) stammt wie seine Frau, Eva Ziflen (1708 - 1779), aus Röt. Dort ist auch noch der älteste Sohn, Johannes Wurster (1734 - 1809, F 520), geboren. Weil der zweite Sohn, Jacob, 1739 in Reichenbach zur Welt gekommen ist, muss der Umzug des Ehepaars Wurster-Ziflen von Röt nach Reichenbach zwischen 1734 und 1739 erfolgt sein. Eine verwandtschaftliche Beziehung zur Familie des Bäckers und Kastenknechts (vgl. 5.7) besteht nur weitläufig über den gemeinsamen Ahnherrn Hanß Jerg Wurster (1627 - 1656, F 212), Bäcker in Röt (L). 1769 umfasst der Besitz der Familie, der inzwischen in Händen des Sohnes Johannes Wurster ist, neben einem Haus 18 Morgen Land, elf Stück "Horn- und Rindvieh" und zwei Schweine. Es handelt sich also um einen bäuerlichen Besitz, der offenbar, wie man dem Handlohn- und Weglösebuch entnehmen kann (XXII), zu einem guten Teil aus neu erschlossenen Feldern besteht.

Das Handlohn- und Weglösebuch gibt auch einen Hinweis auf den Standort des Hauses: es liegt "vor dem Sägwaasen" und ist um einen "Haus Anbau" erweitert - vielleicht die Vorstufe zu einem Doppelhaus. Weil das Haus 37 bereits zugeordnet ist (vgl. 5.7) und die Zuordnung des Hauses 41, wie wir noch sehen werden (vgl. 5.9), recht eindeutig ist, bleibt für den Besitz des Johannes Wurster das spätere Doppelhaus 39/40. Haus- und Grundbesitz werden schon früh mit dem Vermerk 1789/90 an Bernhard Stoll überschrieben (XXII).

Der Bauer Jacob Bernhard Stoll (1763 - 1811, F 684) stammt wie seine Vorgänger aus Röt und hat 1789 Anna Maria Wurster (1769 - 1800) geheiratet. Sie ist das dritte Kind aus der zweiten Ehe des Johannes Wurster mit Elisabetha Seyd (1739 - 1778) aus Igelsberg. Den älteren, 1763 geborenen Bruder Jacob finden wir als Besitzer des Hauses 30 (vgl. Teil 6), die ältere, 1766 geborene Schwester Jacobina als Ehefrau des Ludwig Schaible im Haus 11 (vgl. 4.3). Und schließlich begegnen wir dem jüngsten Kind aus der zweiten Ehe, Friedrich Wurster, um 1840 als Besitzer des Hauses 41 (vgl. 5.9). Die erste Ehe des Johannes Wurster blieb kinderlos und aus der dritten Ehe gibt es keine Nachkommen in Reichenbach (L).

Nun zu Jacob Bernhard Stoll, der nach dem frühen Tod (1800) der Anna Maria Wurster mit Eva Catharina Fahrner (1769 - 1842) aus Baiersbronn eine zweite Ehe eingeht. Aus der ersten Ehe wird nur eine Tochter erwachsen, die nach Schömberg heiratet. Von drei Söhnen der zweiten Ehe stirbt einer früh, ein zweiter heiratet nach Ravensburg, so dass wir um 1840 nur den Taglöhner Bernhard Stoll (1802 - 1852) als Reichenbacher Bürger antreffen (L). Er ist jedoch ohne Hausbesitz. Daraus ist wohl zu schließen, dass das Haus 39/40 nach dem Tod des Vaters (1811) - der Sohn Bernhard ist erst elf Jahre alt, die anderen beiden Söhne sind noch jünger - in andere Hände überging.

Schlägt man im Kataster nach (LII), so findet man als Besitzer des Doppelhauses 39/40 um 1840 den Zimmermann Johannes Bäuerle (1810 - 1874) aus Reichenbach und den Bauern Johann Michael Fahrner (1784 - 1851) aus Baiersbronn, der mit seiner Eheschließung 1813 einen eigenen Hausstand gründet. Der Bauer ist der sehr viel jüngere Bruder der Eva Catharina Stoll, geb. Fahrner (L). Insofern ist doch ein wenig familiäre Kontinuität gegeben.


5.9 Heinrich Gaiser, Schäufler Haus 41
 
Heinrich Gaiser (1721 - 1805, F 1165) aus Baiersbronn übt den Beruf des "Schäuflers" aus, d. h. er ist ein umherziehender Händler, der auf einen Wagen verzichtet und sich mit ein oder zwei Pferden zum Transport der Waren begnügt. Dieser Verzicht erlaubt es ihm, auch schmale Gebirgspfade zwischen den Tälern zu gehen, die "Schäuflerwege". Im Winter führt er eine Schaufel mit sich, um sich auch durch hohen Schnee oder Schneeverwehungen einen Weg bahnen zu können.

Heinrich Gaiser kommt vermutlich erst 1765 aus Anlass der Eheschließung (es ist seine zweite Ehe) mit Anna Maria Würth, verw. Nestlen (1719 - 1786) nach Reichenbach (L). 1769 ist er auf jeden Fall Bürger des Ortes und Besitzer eines Hauses. Zu seinem übrigen Besitz gehören wie erwartet zwei Pferde sowie zwei Stück "Horn- und Rindvieh" und gut fünf Morgen Grund und Boden, die zur Selbstversorgung reichen mögen.

Heinrich Gaiser wohnt wahrscheinlich in dem Haus (es wird später die Nummer 41 bekommen), das einstmals (1621) Christian Bitsch gebaut hatte und 1668, zur Zeit des Lagerbuchs, im Besitz des Küfers Philipp Mast (ca. 1606 - 1676, F 29) war (vgl. dazu meine Studie "Die frühe Bebauung vor dem Ochsentor in Reichenbach 1620 - 1668"). Anna Maria Würth, die zweite Ehefrau des Heinrich Gaiser, war in erster Ehe verheiratet mit dem Küfer Georg Ulrich Nestlen (1685 - 1761, F158) aus Reichenbach. Das war aber bereits die dritte Ehe des Küfers, denn zuvor war er in zweiter Ehe verheiratet mit Maria Barbara Würth (1713 - 1746) und in erster Ehe mit Anna Maria Mast (1674 - 1731), die eine Tochter des Küfers Benedict Mast (1646 - 1726, F 67) und eine Enkelin des Philipp Mast aus der Zeit des Lagerbuchs war (L). Es spricht also einiges dafür, dass Heinrich Gaiser 1769 das Haus 41 besizt, das auf Philipp Mast und Christian Bitsch zurück geht.

Leider trifft man auf Heinrich Gaiser zwanzig Jahre später im Handlohn- und Weglösebuch nicht mehr (XXII), obwohl er noch lebt. Allerdings könnte er mit inzwischen 68 Jahren seinen Besitz durchaus übergeben haben. Aber, an wen? Zwei der drei Ehen des Georg Ulrich Nestlen und die Ehe des Heinrich Gaiser mit der Witwe Nestlens blieben kinderlos. Aus Nestlens Ehe mit Maria Barbara Würth ging nur eine Tochter hervor, die nach Dornstetten heiratete, und aus der ersten Ehe Gaisers mit Catharina Werner (1720 - 1763) in Baiersbronn heiraten drei Töchter im Ort und nur die jüngste, Eva Gaiser (1762 - 1817), heiratet 1782 nach Reichenbach. Ihr Mann, Jacob Friedrich Klumpp (1756 - 1844, F 673), ist allerdings als ältester Sohn des Ochsenmeiers und Waldknechts Christian Klumpp (L) der Erbe des alten Ochsenguts innerhalb der Ringmauer (vgl. 3.5). So wird es schwer, ein Mitglied der Familien Nestlen-Gaiser als potentiellen Erben des überkommenen Besitzes auszumachen.

Sucht man im Handlohn- und Weglösebuch nach einer Beschreibung, die auf die Lage des späteren Hauses 41 passt, dann stößt man auf den Besitz des Schreiners Bernhard Gaiser. Er verfügt über "eine Behausung am Ochsenthor" und über einen "Scheuren Plaz zwischen dem Haus und der Amts Scheuer" (XXII). Weil es sich bei der Amtsscheuer um das alte Gebäude 44 handelt, ist es recht eindeutig, dass der Schreiner im Besitz des Hauses 41 ist. Merkwürdig ist nur, dass trotz der Namensgleichheit keine verwandtschaftliche Beziehung zu Heinrich Gaiser erkennbar wird. Der Schreiner Bernhard Gaiser (1749 - 1803, F 1040) ist in Reichenbach als Sohn des Johann Georg Gaiser (1714 - 1772, F 1039) geboren. Der Vater, der wie Heinrich Gaiser aus Baiersbronn stammt, wo es sehr viele Gaisers gibt, ist jener Hanß Jerg Gaiser, der 1746 den Wiederaufbau seines abgebrannten Hauses beantragt. Wie gezeigt (vgl. 4.6), wohnt Johann Georg Gaiser 1769 in seinem wieder aufgebauten Haus, das inzwischen in Händen des Schwiegersohns ist und später die Nummer 15 bekommen wird.

In der Ehe des Bernhard Gaiser mit Eva Mast-Rothfuß (1750 - 1815) aus Baiersbronn wird nur ein Kind geboren, das zudem bald stirbt. So gibt es keine leiblichen Erben, die das Haus 41 hätten übernehmen können. Um 1840 ist es im Besitz des Webers Friedrich Wurster (1776 - 1852), der aus dem Nachbarhaus 39/40 stammt (vgl. 5.8).


5.10 Ludwig Jacob Eilber, Bäcker Haus 42

Foto:
Fam. Guckelberger

 
Ludwig (Jacob) Eilber (1719 - 1807, F 572), der Sohn des Schulmeisters Andreas Gottlieb Eilber (1694 - 1779, F 313; vgl. 5.6), ist der Begründer des Bäcker-Zweigs der Eilberfamilie. Bäcker werden auch sein Sohn, Andreas Gottlieb Eilber (1754 - 1819, F 405) und sein Enkel Ludwig Jacob Eilber (1787 - 1871, F 1882), die beide die Namen ihrer Großväter tragen. Auffallend ist, dass drei von vier Eilbers dieses Stammes ein Alter von über 80 Jahren erreichen - das ist für diese Zeit durchaus ungewöhnlich. Ludwig Jacob Eilber besitzt 1769 gut 3,5 Morgen Land, acht Stück "Horn- und Rindvieh", zwei Schafe und zwei Schweine sowie ein Haus, das 1789 wohl in Händen des Sohnes ist und "vor dem Ochsenthoor" liegt (XXII). Der Enkel, er wird im Familienregister bereits "Lammwirt" genannt (L), ist um 1840 im Besitz des Hauses 42 (LII).

Das Haus steht wahrscheinlich auf der "Hofstatt", die der Kübler Hans Knorr († 1638, F 1209) aus Heselbach 1620 gekauft und wohl bald danach bebaut hat (vgl. dazu auch die Studie "Die frühe Bebauung vor dem Ochsentor in Reichenbach 1620 - 1668"). Die Lage wird im Kaufvertrag so beschrieben (XII): "vor dem Ochsenthor, uff dem Marcktwasen ... stosset vornen ann den Milbach undt hinden ann die Ringmauren". Nach der Beschreibung im Lagerbuch 1667/68 steht das Haus, das jetzt im Besitz des Amtsknechts Melchior Schreiber (1599 - 1673, F 930) ist, "außerhalb des Closters Ringmauer vor dem Ochsenthor, zwischen dem Seeggraben einer- und anderseits an dem Allmandtgäßlin stehendt, und streckt das gärtlin biß an die Ringmauren, oben uff den Waßergraben und unden an die gemeine Straß stoßendt" (XXXV). Wir finden vor dem Ochsentor nur ein Grundstück, das gleichermaßen durch Säggraben, Ringmauer, (Unteren) Wassergraben und die Straße begrenzt ist: es ist der Platz, auf dem das Haus steht, das später und wahrscheinlich nach vielen Umbauten die Nummer 42 bekommen wird. Leider bleibt der Übergang des Besitzes sowohl von Hans Knorr an Melchior Schreiber als auch von diesem auf die Familie Eilber im Dunkeln.

 
Internetversion: 04/06
Aktualisierung: 04/06
Der Buchstabe F mit nachfolgenden Ziffern verweist auf das Ortssippenbuch von G.Frey (1987)